Microsoft mag weder Yahoo noch Yahoogle

Postwendend auf die Verkündung, Yahoo wolle mit dem Suchmaschinen-Platzhirsch Google kooperieren, regt sich Microsoft mit Erklärungen an die Allgemeinheit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 108 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Hans-Peter Schüler

In Microsofts Reaktionen auf die empfangene Abfuhr seitens Yahoo lassen sich zwei Linien ausmachen: Eine Eingliederung von Yahoo ins eigene Geschäft hätte zu viel Zeit gekostet, und Yahoos Kooperation mit dem Erzrivalen Google gefährde den Wettbewerb um Online-Anzeigen.

Glaubt man einer Äußerung von Microsofts Chef für das Windows- und Windows-Live-Geschäft Kevin Johnson, ist es bei der Rücknahme von Microsofts Übernahmeangebot für Yahoo gar nicht so sehr um den Preis gegangen wie um die Zeit. Laut Medienbericht habe man den Yahoo-Managern in einem Treffen am 10. März ganz klar gemacht, der angestrebte Deal zwischen Microsoft und Yahoo käme nur in Betracht, wenn er bis Ende April unterschrieben sei. Nur dann habe Johnson eine Chance gesehen, den Zusammenschluss bis zum Jahresende auch durch die behördlichen Instanzen der Kartellwächter zu befördern. Nachdem nun aber die Verhandlungen der beiden Reklamevermarkter im vorgesehenen Zeitraum nicht zum Abschluss gekommen sind, habe Microsoft sein Angebot folgerichtig zurückgezogen und sich auf die eigene Entwicklung des Online-Geschäfts konzentriert.

Zwar gab es auch nach Ablauf des Redmonder Ultimatums sehr wohl weitere Avancen durch Steve Ballmer. Doch die Erklärung, ein Zusammenschluss Microsoft - Yahoo stehe gar nicht mehr zur Debatte, ist wohl die beste Unterstützung für die aktuelle Argumentation des Windows-Monopolisten: Diese schildert in düsteren Farben, wie das vereinte Angebot von Yahoo und Google den Markt für Online-Werbung beeinträchtigen werden. Immerhin gelangten durch die jetzt getroffene Vereinbarung satte 90 Prozent des Suchmaschinen-gestützten Anzeigenmarkts in die Hände von Google. Juristen und Wirtschaftsfachleute seien sich einig, das behindere den Wettbewerb, erklärte Johnson. Diese Position soll Microsoft mittlerweile per E-Mail-Kampagne unter US-amerikanischen Politikern verbreiten, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Bezug auf Insider meldet.

Google auf der anderen Seite lobpreist neue, wirksamere Anzeigenangebote für Sponsoren aufgrund der Kooperation und prophezeit Surfern, künftig würden sie individuell interessantere Reklame zu sehen bekommen. Im Übrigen sei die Zusammenarbeit mit Yahoo keineswegs exklusiv, und derlei Übereinkünfte seien zum Beispiel in der Automobilindustrie gar nichts besonderes. Die negativen Auswirkungen eines denkbaren Anzeigen-Monopols sind den Google-Machern aber durchaus bewusst. Nicht umsonst hatten die Suchmaschinen-Dominatoren gleich nach Vernehmen von Microsofts Absichten ihrerseits beklagt, damit bedrohe Microsoft "Offenheit und Innovation des Internet". Scheinbar lassen sich die Befürchtungen aller Marktteilnehmer derzeit nur ausschließen, wenn etwa durch Behördenentscheid alle Zusammenschlüsse der großen Anzeigenverkmarkter unterbunden werden. (hps)