Microsoft öffnet Windows für Fremdsoftware
Mit Blick auf drohende und bestehende Kartellverfahren will der Konzern Windows offener für Software anderer Anbieter gestalten. Man soll sich auch für Google oder Firefox als Standard bei Such- oder Webanwendung entscheiden können.
Offensichtlich, um in Zukunft Kartellverfahren wie dem zuletzt von der EU angedrohten aus dem Weg zu gehen, hat sich Microsoft nun freiwillig verpflichtet, künftige Versionen seines Betriebssystems Windows offener für die Integration von Software anderer Anbieter und für die Definition nicht von Microsoft stammender Standardanwendungen für bestimmte Dienste im Betriebssystem zu gestalten. Dies will man zuerst beim Windows-XP-Nachfolger Windows Vista praktizieren. Dies erklärte Microsofts Chefsyndikus Brad Smith und kündigte an, das Unternehmen wolle damit für mehr Transparenz sorgen, um Software-Entwicklern, Computer-Herstellern aber auch Anwendern künftig mehr Wahlfreiheit zu gewähren.
Microsofts Vorstoß kommt Monate bevor der Konzern wieder von verschiedenen Auflagen befreit wird, die ihm US-Gerichte in vergangenen Kartellverfahren auferlegt hatten. Ein Fall wie der "Browser-Krieg" mit Netscape solle sich nicht wiederholen. Zuletzt hatte nämlich die Ankündigung des Redmonder Konzerns Besorgnis ausgelöst, einen eigenen Suchdienst, der mit Google konkurriert, in Windows integrieren zu wollen.
Microsoft hat sich selbst jetzt freiwillig zwölf Grundsätze auferlegt, die den Wettbewerb offen und fair gestalten sollen und damit gleichzeitig auch wesentliche Forderungen der EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes erfüllen. So soll es PC-Herstellern und Anwendern künftig völlig freigestellt sein, welche Software sie als Default unter Windows einrichten – und sogar, welches andere Betriebssystem sie zusätzlich auf einem Windows-PC installieren oder als Standardsystem bei OEM-Rechnern bewerben. Zum Browsen im Internet oder der Wiedergabe von Audio- und Video-Material können auch Nicht-Microsoft-Produkte als Standardanwendung in Windows festgelegt werden.
Entwicklern will Microsoft sämtliche Schnittstellen (APIs) soweit offen legen, dass sie Fremdprodukte mit den gleichen Funktionen ausstatten können, wie sie Microsoft-Applikationen anbieten. Dabei kommt der Konzern auch den Forderungen der US-Kartellbehörden nach und verzichtet auf Verträge mit Entwicklern, die zu Exklusivität bei der Nutzung oder Bewerbung von Microsoft-Produkten verpflichten. Die Internet-Services, die unter der Bezeichnung "Windows Live" vermarktet werden, sollen völlig unabhängig vom Betriebssystem gestaltet und angeboten werden. (map)