Microsoft sichert sich Internet-Infrastruktur

Microsoft drängt in das Geschäft mit Hochgeschwindigkeits-Internet-Services und erwirbt eine Mehrheit am zweitgrößten japanischen Kabelnetzbetreiber.

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Microsoft drängt in das Geschäft mit Hochgeschwindigkeits-Internet-Services. Der Software-Konzern teilte mit, eine Mehrheit am zweitgrößten japanischen Kabelnetzbetreiber Titus Communications erworben zu haben: Microsoft hat den 60-Prozent-Anteil des Kabelbetreibers MediaOne Group an Titus gekauft. Die MediaOne Group wiederum wird von AT&T übernommen – in Vorbereitung auf diese Übernahme entledigt sich die Gruppe eines großen Teils ihrer internationalen Beteiligungen. Bezüglich der Kaufsumme hüllt sich Microsoft zwar in Schweigen, aber von einer japanischen Wirtschaftszeitung war im Herbst letzten Jahres zu erfahren, dass MediaOnes Titus-Aktien 935 Millionen US-Dollar wert seien.

Rob Enderle, Vizepräsident der US-amerikanischen Marktforschungs- und Beratungsgesellschaft Giga Information Group, erklärte gegenüber dem Wall Street Journal, Microsoft stelle mit seinem Engagement im Kabelnetz-Bereich sicher, dass der Übergang zu Breitband-Services "wirklich stattfindet und die nächste Generation von Produkten einen Weg auf den Markt findet". Dazu zählten beispielsweise Audio- und Video-Inhalte via Internet, E-Commerce oder interaktives Fernsehen.

Mit seinen Investitionen in die Basisinfrastruktur des Internets geht Microsoft wesentlich weiter als andere Internet-Firmen, die sich meist auf einen oder wenige Märkte beschränken. Bald könnte sich Microsoft zu einem umfassenden Internet-Dienstleister aufschwingen, der vom Zugang über die Software bis zum E-Commerce alles im Programm hat beziehungsweise beherrscht. Auf jeden Fall wäre genügend Geld dafür vorhanden – im Dezember verfügte das Unternehmen noch über 17,8 Milliarden US-Dollar an Bargeld. Der Titus-Deal zeige auch, dass sich Microsoft nicht durch das vor einigen Tagen gefällte Urteil im Kartell-Verfahren beirren lässt, betonte Enderle.

Der Software-Konzern ist bereits mit rund fünf Milliarden US-Dollar größter Einzelaktionär des Telekommunikationsriesen AT&T, dem größten Kabelnetzbetreiber in den USA. Auch in anderen Teilen der Welt hat Microsoft schon einige Eisen im Feuer. Im Dezember 1998 schloss Microsoft eine Allianz mit dem US-amerikanischen Telekommunikationskonzern Qwest, der das ehrgeizige Projekt verfolgt, die ganze Welt mit seinem Glasfasernetz zu überziehen. In den Ausbau europäischer Glasfaserverbindungen hat Qwest zusammen mit dem niederländischen Telekom-Betreiber KPN bereits 700 Millionen US-Dollar investiert.

Parallel zum Titus-Deal hat Microsoft eine Vorschau auf seine Business-to-Business-Plattform Biz Talk Server angekündigt. Die endgültige Version werde zwar voraussichtlich erst Ende des Jahres fertiggestellt sein; nach Auskunft von Microsoft will der Computerhersteller Dell trotzdem schon in diesem Monat den Biz Talk Server nutzen. (atr)