Microsoft stellt Visual Studio.NET offiziell vor [Update]

In einer dreieinhalbstündigen Präsentation haben Microsoft-Gründer Bill Gates und C#-Erfinder Anders Hejlsberg Microsofts Entwicklungsumgebung präsentiert.

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Von
  • Erich Bonnert

In einer dreieinhalbstündigen Präsentation haben Microsoft-Gründer Bill Gates und C#-Erfinder Anders Hejlsberg Microsofts Entwicklungsumgebung Visual Studio.NET der Öffentlichkeit präsentiert. In der per Webcast übertragenen Veranstaltung hob Gates die breite Akzeptanz hervor, die .NET bereits vor der heutigen offiziellen Markteinführung erfahren habe: Über 6.000 Firmen setzen danach schon heute .NET-Technologie produktiv ein. Die Beta-Version von Visual Studio.NET sei 3,5 Millionen mal heruntergeladen worden. Zahlreiche Partner böten bereits Ergänzungen zu Visual Studio.NET an oder stellten .NET-Schnittstellen zu ihren Produkten bereit.

Der Softwaregigant aus Redmond propagiert nun schon seit einiger Zeit seine Vision von dezentralisierten Programmen und Services, die unabhängig von Plattformen, Geräten und Ort funktionieren. Mit .NET und den entsprechenden Tools wie Visual Studio.NET oder Borlands Entwicklungswerkzeugen soll es nun endgültig ernst werden. Das .NET-Projekt hat bisher rund 2 Milliarden Dollar an Entwicklungskosten verschlungen, sagte Gates, werde sich aber für das Unternehmen schon bald auszahlen. Gates zeigte sich erfreut über die Fähigkeiten von Visual Studio, Ressourcen aus der klassischen Unternehmens-IT mit neuen Softwarediensten zu verknüpfen. So sind mit Hilfe von Visual Studio.NET jetzt XML-basierte Web-Anwendungen unter Microsofts Datenbanksystem SQL Server 2000 und dem Biztalk Server 2002 möglich. Ebenso unterstützt auch IBMs Datenbank DB2 die neue Entwicklungsumgebung.

Die Präsentation von Anders Hejlsberg zeigte, wie einfach sich Web Services mit .NET erstellen lassen sollen -- er benutzte dazu nicht einmal die neue Entwicklungsumgebung, sondern den Windows-Editor Notepad. Gegen Ende des Vortrags gabs dann aber doch noch das Visual Studio.NET samt seiner Möglichkeiten zum grafischen Design von Anwendungen und zum Debuggen von Programmen zu bewundern.

Neben dem hauseigenen Java-Konkurrenten C# unterstützt der Softwarebaukasten über 20 weitere Sprachen -- ein weiter Weg von Microsofts erstem Produkt, einem Basic-Interpreter. Besonders stolz war Gates daher, als mit Grady Booch von Rational Software ein Guru der Objektorientierten Programmierung auf die Bühne stieg. Booch demonstrierte die Entwicklung von XML-Diensten mit rein grafischen Mitteln, ohne manuelle Codierung. Webentwickler des Finanzdienstleisters Merrill Lynch und des Kosmetikkonzerns L'Oréal wollen in der Pilotphase mit Visual Studio bereits Produktivitätsvorteile von bis zu 300 Prozent erzielt haben. Merrill Lynch hat beispielsweise seine telefonische Kontenauskunft mittels Voice-XML-Modulen automatisiert. Die Sprachkommandos werden in Code umgesetzt, der eine SQL-Datenbank abfragen kann.

Mit der heutigen Markteinführung ist Visual Studio.NET -- zumindest in den USA -- in den Versionen Professional, Enterprise Developer und Enterprise Architect im Handel. Wer lieber eine deutsche Version benutzen möchte, wird sich noch etwas gedulden müssen: Sie wird sich bis Mitte April verzögern. Einen ausführlichen Testbericht über Visual Studio.NET bringt c't in Ausgabe 5/2002 (ab Montag, dem 25. Februar, im Handel). (Erich Bonnert) / (hos)