Microsoft versenkt keine Server mehr im Meer

Das Projekt Natick ist beendet. Microsoft betreibt keinerlei Unterwasser-Server mehr. Daran dürfte auch der KI-Hype schuld sein.

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Zwei Männer reinigen Microsofts Servercontainer mit Hochdruckreinigern

Nach zwei Jahren unter Wasser bildeten die Microsoft-Container eine Kruste. Zwei Männer mit Hochdruckreinigern kümmern sich hier um die Säuberung.

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 2 Min.

Microsoft hat die Studien zu unter Wasser betriebenen Rechenzentren eingestellt – das sogenannte Projekt Natick ist damit endgültig Geschichte. Im Jahr 2018 versenkte Microsoft einen Container mit 855 Servern an der Küste Schottlands, um zu untersuchen, wie sich die Umgebung auf die Hardware auswirkt. Insbesondere die Kühlung sollte durch das Meerwasser um die Container herum verbessert werden.

Die Container befanden sich gut zwei Jahre lang ohne jegliche Wartung unter Wasser. Das Resultat: 6 der 855 Server gingen kaputt. Parallel betrieb Microsoft 135 Testserver mit der gleichen Hardware an Land, von denen acht Defekte erlitten. Die Defektrate der Unterwasserserver sank also von 0,59 auf 0,07 Prozent.

Microsoft führt das auf die einheitlich kühlen Temperaturen durch das Meerwasser zurück. Aber auch die Stickstofffüllung innerhalb der Container könnte geholfen haben.

Trotzdem verfolgt Microsoft das Projekt Natick nicht weiter, wie Noelle Walsh gegenüber Data Centre Dynamics bestätigt hat. Walsh leitet als Corporate Vice President das Team Cloud-Operationen + Innovationen.

"Mein Team hat daran gearbeitet, und es hat funktioniert. Wir haben viel über den Betrieb unter dem Meeresspiegel, Vibrationen und die Auswirkungen auf den Server gelernt. Wir werden diese Erkenntnisse auf andere Fälle anwenden", sagte Walsh.

Ein Microsoft-Sprecher ergänzte: "Obwohl wir derzeit keine Rechenzentren im Wasser haben, werden wir das Projekt Natick weiterhin als Forschungsplattform nutzen, um neue Konzepte rund um die Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit von Rechenzentren zu erforschen, zu testen und zu validieren, zum Beispiel mit Flüssigkeitsimmersion."

Microsoft konzentriert sich momentan auf Rechenzentren für das Training von KI-Algorithmen und deren Ausführung in der Cloud. Kleine Server als Cloud-Speicher – wie bei Projekt Natick – haben schlicht keine Priorität mehr.

Diese Cloud-Rechenzentren verwenden Hunderte bis Tausende Racks mit möglichst vielen Beschleunigern, um besonders große KI-Modelle zu trainieren. Allein schon wegen ihrer schieren Größe lassen sich solche Rechenzentren kaum unter Wasser versenken. Zudem fassen die Betreiber solche Server häufig an, um etwa die Rechenkapazität zu erweitern oder Komponenten auszutauschen. Deswegen will Microsoft auch keine Stickstofffüllung in Rechenzentren auf Land ausprobieren.

Update

Microsoft hat einen Test-Container mit 855 Servern versenkt und nicht 855 Container. Der Text wurde entsprechend angepasst.

(mma)