Microsoft weitet juristische Schulungen für Mitarbeiter aus

Der Softwarekonzern will dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter, die von den in der Einigung vom November 2001 erteilten Kartellauflagen betroffenen sind, ausreichend juristisch aufgeklärt sind.

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Der Softwarekonzern Microsoft verstärkt seine Bemühungen, seine Mitarbeiter in juristischen Belangen besser auszubilden. Das geht aus einer Eingabe beim US District Court for the District of Columbia vom 18. November hervor (PDF-Datei). Außerdem wollen die Redmonder ihre Vereinbarungen mit anderen Unternehmen überprüfen. Beides diene dem Zweck, Verstöße gegen die Einigung im Kartellverfahren mit der US-Regierung zu vermeiden.

Ende Oktober hatte sich die zuständige Richterin Colleen Kollar-Kotelly unzufrieden über die Einhaltung der Kartellauflagen durch Microsoft geäußert. Sie wies Microsoft auch wegen der mittlerweile verworfenen Empfehlung zurecht, ein portabler Musik-Player, der Windows-Media-Formate und Microsoft-Systeme nutzt, sollte auch nur mit Microsoft-Software zum Abspielen von Musik und Videos ausgestattet sein. Diese hat Microsoft nach Protesten bereits zurückgezogen – die Richterin meinte aber, dies hätte angesichts des Kartellverfahrens und der Bestimmungen in der gütlichen Einigung gar nicht erst passieren dürfen.

Offenbar um solcherlei künftig zu vermeiden, werden die seit November 2001 bei Microsoft abgehaltenen juristischen Schulungen ausgebaut. Diese sind nicht nur für Corporate Officers und Direktoren gedacht, sondern auch für andere Mitarbeiter. Auch angesichts des derzeit stattfindenden Umbaus der Konzernstruktur sollen die Schulungen auch für Mitarbeiter der bisherigen "Windows Plattform", die nun Bestandteil der "Platform and Services Division" wird, angeboten werden, zumal auch andere Konzernbestandteile wie MSN beispielsweise für das Marketing der Windows-Plattform zuständig würden. Microsoft bilanziert, dass bisher 28.000 Mitarbeiter weltweit an juristischen Schulungen teilgenommen haben, 7715 allein in diesem Jahr.

Weiter geht die Eingabe auch auf die Fortschritte beim Projekt "Troika" ein, das eine Protokollanalyse zur Überprüfung der Korrektheit der Dokumentation ermöglichen sollte. Bei diesem hatte Microsoft zuletzt Verzögerungen eingeräumt, da es sich als komplexer als erwartet herausgestellt hatte. Um das Projekt, dessen Abschluss sich voraussichtlich über den vorher angepeilten Februar hinaus hinziehen wird, zu forcieren, haben Microsoft und die technische Überwachungskommission vereinbart, dass die Troika-Entwicklungsarbeit aufgeteilt wird. Microsoft zieht außerdem weitere Mitarbeiter hinzu, sodass bereits im Juli 2006 und nicht wie zuvor befürchtet im Oktober 2006 Ergebnisse vorliegen sollen.

Die im November 2002 von Richterin Kollar-Kotelly sanktionierte außergerichtliche Einigung zwischen Microsoft und dem US-Justizministerium vom November 2001 enthält die Auflage, dass Microsoft PC-Herstellern größere Freiheiten bei der Installation konkurrierender Software geben und sicherstellen muss, dass die Software von Mitbewerbern reibunglos mit Software aus dem eigenen Haus zusammenarbeitet. Das Projekt Troika soll lizenzierenden Unternehmen helfen, die von Microsoft gestellten Protokolle zu implementieren. (anw)