Microsoft zahlt bei Windows Live drauf

Windows beschert Microsoft hohe Umsätze und Gewinne, die daran angebundenen Online-Aktivitäten aber machen zum Teil deutliche Verluste. Windows Live beispielsweise soll nun in die Windows-Sparte integriert werden - zumindest buchhalterisch.

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Tami Reller, CFO & CVP Windows Business Group, Microsoft

(Bild: Microsoft)

Die auf Consumer zugeschnittenen Online-Services unter der Marke "Windows Live" zahlen sich für den Konzern bisher nicht in schwarzen Zahlen aus. Im Geschäftsjahr 2009 stand eine operativer Verlust von 560 Millionen US-Dollar zu Buche. Auch die gesamte Sparte Online Service Division (OSD – vormals Online Service Business) belastete Microsoft mit einem deutlich höheren Minus: nach einem operativen Verlust von 1,2 Milliarden US-Dollar im Geschäftsjahr 2008 rutsche die OSD zuletzt auf minus 2,2 Milliarden US-Dollar – bei einem Umsatz von knapp 3,1 Milliarden US-Dollar.

Wie Tami Reller, Chief Financial Officer und Corporate Vice President der Windows Business Group gegenüber Wall-Street-Analysten erklärte, seien die Verluste bei Windows Live vor allem durch die Investitionen in die Rechenzentrumsinfrastruktur, aber auch durch Kosten für Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb der Dienste angefallen. "Wir haben weltweit über 500 Millionen Windows-Live-Nutzer und die Zahlen steigen weiter, daher werden wir weiter in die Rechenzentrumskapazitäten investieren müssen", erläuterte Reller.

Künftig werde Microsoft die Windows-Live-Dienste jedoch nicht mehr im Rahmen der OSD bilanzieren, sondern der Client-Sparte zurechnen. Damit solle der engen Verknüpfung von Betriebssystem und den Online-Services wie Hotmail, Live Messenger, Skydrive oder auch dem HD-fähige Movie Maker Rechnung getragen werden. Insbesondere im Zusammenhang mit der Markteinführung von Windows 7 will der Hersteller die fortschreitende Verschmelzung von stationärem Rechner und Online-Diensten noch stärker in den Fokus der Endkundenansprache in Werbung und Marketing stellen.

Der Umsatzmit den kostenlosen Windows-Live-Angeboten, der sich im vergangenen Geschäftsjahr auf rund 520 Millionen US-Dollar summierte, stammt nahezu ausschließlich aus Werbeeinnahmen. Zwar hatte sich Microsoft erst kürzlich von seiner eigenen Online-Marketingagentur Razorfish getrennt, im Gegenzug aber eine Beteiligung am französischen Werberiesen Publicis erstanden. Über eine Suchmaschinenkooperation mit Yahoo peilt der Konzern aus Redmond zudem eine weitere Stärkung seiner Online-Aktivitäten insbesondere gegenüber dem Rivalen Google an.

Bei der buchhalterischen Integration von Windows Live in das Endkundengeschäft der Client-Sparte handelt es sich nach Rellers Aussage um eine rein organisatorische Umstrukturierung. Die Windows-Live-Online-Dienste rücken damit aber auch unter das Dach einer der umsatzstärksten und profitabelsten Geschäftsbereiche von Microsoft. Die Client-Sparte steuerte im Geschäftsjahr 2009 gut ein Viertel des Gesamtumsatz von rund 58 Milliarden US-Dollar bei – und mit knapp 11 Milliarden US-Dollar auch einen Großteil des operativen Gewinns. Andere Geschäftsbereiche wie die auf das Internet fokussierten Aktivitäten Search & Advertising hingegen hatte Konzernchef Steve Ballmer zuletzt explizit als "sehr unprofitabel" bezeichnet. (map)