Azure Local: Microsoft poliert seine hybride Cloud auf

Mit neuem Markennamen und zusätzlichen Features will Microsoft sein Angebot für hybride Cloud aufmöbeln und den "Broadcom-Fußabdruck" bei den Kunden reduzieren.

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(Bild: Denis Linine/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Jens Söldner
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Microsoft hat seine US-amerikanische Hausmesse Ignite genutzt, seine hybriden Cloud-Angebote unter geändertem Produktnamen und mit erweiterten Funktionen neu aufzustellen. Kunden, die Microsofts Cloud-Dienste aus technischen Gründen oder getrieben durch Compliance oder regulatorische Anforderungen im eigenen Rechenzentrum oder direkt vor Ort in Produktionsstätten nutzen möchten, will der Hersteller mit seinen als "adaptive Cloud" getauften hybriden Infrastrukturdiensten abholen.

Hierfür hatte Microsoft bislang separate Dienste im Angebot, die der Hersteller nun unter einem Dach vereinheitlichen und mit erweitertem Funktionsumfang ausstatten möchte. Gleichzeitig sollen Kunden abgeholt werden, die nach der Übernahme von VMware durch Broadcom wechselwillig sind.

Der neue, „Azure Local“ getaufte Dienst, ersetzt dabei die bisher unter Azure Stack beziehungsweise Azure Stack HCI bekannten On-Prem-Ableger der Azure Cloud, wobei die Kontrolle direkt aus der Azure Cloud heraus erfolgen soll. Hierfür kommt dem seit mehreren Jahren angebotenen Dienst Azure Arc eine zentrale Rolle zu – er soll für eine Brücke zwischen den in Rechenzentren, in Edge Locations oder in anderen Cloud-Umgebungen verteilten Azure-Local-Instanzen und der eigentlichen Azure Cloud fungieren.

So sollen Kunden in der Lage sein, auch über reine virtuelle Maschinen hinausgehende anspruchsvolle Applikationen wie große Unternehmensanwendungen, in Kubernetes containerisierte Applikationen sowie KI-Dienste in Umgebungen ihrer Wahl selbst betreiben zu können. Dazu macht der Hersteller eine Teilmenge der Azure-Dienste lokal verfügbar. Die notwendigen Serversysteme steuern OEM-Hardwarepartner wie Dell, HPE und Lenovo bei – mit flexiblen Bauformen von kleinsten Servern angefangen bis zu großen Maschinen.

Das „Azure Local“ Funktionsangebot geht daher natürlich deutlich über den Betrieb von einer einfachen Hyper-V- und System-Center-Virtual-Machine-Manager-Umgebung hinaus, der mit dem kürzlich erfolgten Release von Windows Server 2025 neues Leben eingehaucht wurde. Das ist natürlich auch den veränderten Marktgegebenheiten seit der VMware-Übernahme durch Broadcom geschuldet.

Mit Azure Local bezeichnet Microsoft nun – das Verständnis erschwerend – sämtliche lokal oder außerhalb der Azure Cloud beim Kunden laufenden Dienste, die managementseitig unter Kontrolle von Azure stehen und dort als Ressourcen im Azure Portal auftauchen.

Das können durchaus auch Bare-Metal-Server mit Windows oder Linux sein, die über die Installation des Azure-Arc-Agenten dann als Ressourcen im Azure-Portal auftauchen und dort über die Azure-APIs hinsichtlich verschiedener betriebsrelevanter Funktionen wie Softwarebereitstellung, Konfigurationsänderungen, Ausspielung von Updates oder Überwachung komplett aus der Azure Cloud heraus gesteuert werden. Administratoren können so auf herkömmliche lokale Managementtools wie Microsofts System-Center-Produkte verzichten.

Das ungeliebte Ausspielen von Updates will Microsoft stark vereinfachen: Updates sollen sich über den Azure Update Manager beispielsweise in monatliche Pakete gebündelt lassen, wo auch Treiber und Firmware Updates mitgeliefert werden können – wenn denn die Hersteller der Hardware hier mitspielen.

Die allermeisten kritischen Applikationen laufen aktuell in virtuellen Maschinen. Mit Azure Local sollen Kunden flexible Konfigurationsoptionen nutzen können – nach der Spezifikation der Ressourcen wie CPU, Memory, Netzwerk und Storage können VM Images aus dem Azure-seitigen Marktplatz genutzt werden oder eigene kundenspezifische Images.

Bei einer aus mehreren Serverknoten bestehenden Azure-Local-Umgebung können VMs mit Speicherreplikation und automatischen Failover hochverfügbar gemacht werden. An das Tooling hat Microsoft auch gedacht – alle neu auf Azure Local erstellten VMs sind sofort für eine Managementeinbindung in die Cloud mit Azure Arc vorbereitet und haben Tools wie Microsoft Defender for Server oder Azure Monitor schon vorinstalliert.

Auch einen Seitenhieb gegen Broadcom hatte Microsoft in seine AnkĂĽndigung eingebaut: Eine Preview-Version von Azure Migrate hilft, bestehende VMware-VMs und ihre virtuellen Festplatten nach Azure Local komplett im eigenen Rechenzentrum umzubauen, wobei die eigentlichen Daten lokal verbleiben. Lediglich Metadaten mĂĽssen durch die Cloud wandern.

Laut Microsoft sollen Kunden so ihren "Broadcom-Fußabdruck" und die Abhängigkeit von deren Lizenzmodell verringern können, ohne Applikationen aufwendig umbauen zu müssen. Erste Details zu dem in einer Beta befindlichen Migrationstool nennt Microsoft hier.

Passende Serverhardware empfiehlt Microsoft auch gleich – Dells Apex Cloud Platform MC-4000r/z oder Lenovos ThinkAgile MX455 V3 Edge PR Server sind als „Premier Solution“ gelistet, wo dann auch die Firmware Updates über Azure Local ausgeliefert werden können. Viele der qualifizierten Server sollen auch die Einbindung von Nvidia GPUs wie A2, A16 oder L40 erlauben, um virtuelle Desktops oder AI Anwendungen zu beschleunigen.

Dank GPU Partitioning (GPU-P) können Administratoren die teuren GPU-Ressourcen zwischen VMs aufteilen – zusammen mit Hotpatching für Windows Server () wohl die interessantesten technischen Features von Azure Local.

(axk)