Midjourney v6: Bildanalyse-Tool für bessere Prompts

Bei Midjourney können Bilder so analysiert werden, dass man die Beschreibung für neue Prompts nutzen kann. Künstler sind verärgert.

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Künstler bei der Arbeit

(Bild: wavebreakmedia / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Bildgenerator von Midjourney bekommt in seiner aktuellen Version 6 eine zunächst quasi umgekehrte Funktion. Er lässt sich dazu nämlich mit einem Bild füttern, daraufhin erklärt Midjourney, was auf dem Bild zu sehen ist. Nimmt man diese Erklärung und fügt sie in einen Prompt ein, lassen sich weitere Bilder in genau diesem Stil generieren. Dass diese Art des Kopierens bei Urhebern nicht gut ankommt, ist wenig verwunderlich.

Laut Midjourney ist es ein Test. Bei X schreiben die Macher: "Dieser neue Algorithmus ist dazu da, dass man längere und detailliertere Prompts eingeben kann, die dem Stil der Community entsprechen." Nutzt man das Bild eines Künstlers, erstellt der Bildgenerator entsprechend Bilder, die also besonders nah an dem Stil des Künstlers sind oder auch die Inhalte und Motive wiedergeben. Was für Nutzer durchaus praktisch klingt, scheint eher ein Alptraum für Menschen, die ihr Geld mit eigenen Bildern verdienen. Bei X schreiben dutzende Menschen, dass es Diebstahl sei, auf dieser Basis Bilder zu erstellen. Andere schreiben, es sei nun also noch leichter, Plagiate herzustellen.

Unter den Kritikern erinnern auch zahlreiche Menschen an die bereits existierenden Klagen gegen die Anbieter von Bildgeneratoren. Midjourney, Stability AI und DeviantArt sehen sich bereits einer Sammelklage gegenüber, die an einem Bundesbezirksgericht in Kalifornien vorliegt. Zu den Klägern gehören die Comic-Zeichnerin Sarah Andersen sowie Kelly McKernen, die Jugendstil-artige Fantasy-Illustrationen fertigt. Sie hat ihre Werke allerdings nicht beim US Copyright Office registriert, weshalb sie bei dieser Klage herausfällt. Anders bei Anderson: Hier müssen die Anwälte derzeit die Klage überarbeiten.

Auch Getty Images klagt in den USA und Großbritannien gegen Stability AI. Die bieten mit Stable Diffussion einen Bildgenerator an, der mit Bildern trainiert worden sein soll, die bei Getty lizenziert sind – für deren Nutzung Stability AI keine Rechte hatte. Allerdings gibt es auch die juristische Meinung, dass es keine Verletzung des Urheberrechts sei, wenn Bilder für das Training genutzt werden, weil diese dabei nicht gespeichert oder direkt verarbeitet werden. Dagegen haben Getty Images und Nvidia einen Bildgenerator veröffentlicht, der keine Bildrechte anderer verletzt und kommerziell nutzbar sein soll.

Künstler setzen sich vermehrt zur Wehr, in dem sie beispielsweise Tools wie Nightshade nutzen, die Bilder für das Training von KI-Modellen vergiften. Sie zeigen eine Kuh, behaupten jedoch, es sei eine Katze – oder ähnliches. Die Fotografin Jingna Zhang kooperiert beispielsweise mit Glaze, ebenfalls ein Tool, mit dem Bilder zumindest untauglich für das KI-Training gemacht werden. Sie regt sich bei X auf, dass ihr Name tausendfach bei Midjouney benutzt wurde, um Bilder in ihrem Stil zu generieren. Das sei entmenschlichend, schreibt sie. Zu ihrer Kunst gehörten auch ihr Hintergrund und ihre Geschichte, warum ihre Werke aussehen, wie sie aussehen.

(emw)