Militärregime in Burma will Computer in UN-Büros durchsuchen

UN-Mitarbeiter werden verdächtigt, nach der Internetblockade über Satellitentelefone Bilder ins Ausland versendet zu haben.

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Von
  • Florian Rötzer

Burmesische Sicherheitskräfte und Mitarbeiter des Außenministeriums haben am Freitag in Rangun Büros der Vereinten Nationen aufgesucht und die Festplatten der Computer verlangt. Das berichtet die britische Tageszeitung Times. Auf diesen Festplatten befinden sich auch Daten über Oppositionelle. Die UN-Mitarbeiter haben sich allerdings geweigert, die Festplatten herauszugeben, und ein offizielles Schreiben verlangt. Auch das Büro der japanischen Entwicklungshilfeorganisation wurde von Sicherheitskräften aus demselben Grund aufgesucht.

Über das Wochenende seien dann die Daten gelöscht worden, um niemanden zu gefährden. Die burmesischen Sicherheitskräfte gehen offenbar davon aus, dass auch UN-Mitarbeiter Bilder ins Ausland geschickt haben. Da sie über Satellitenverbindungen verfügen, können sie die Internetblockaden umgehen. In dem offiziellen Gesuch wurden die Festplatten nicht erwähnt, sondern es wird die Vorlage der Genehmigungen für die Satellitentelefone verlangt.

Mit der blutigen Niederschlagung der Proteste hat das Militärregime das Internet und auch weitgehend die Mobilfunknetze gesperrt, um keine Informationen, vor allem keine Fotos und Filme mehr ins Ausland gelangen zu lassen. Sicherheitskräfte verfolgten und inhaftierten auch Menschen, die Kameras mit sich führten. Medien und Blogs hatten zahlreiche Fotos und Videos von den Protesten und den ersten gewalttätigen Vorgehen der Soldaten gegen Demonstranten veröffentlicht, auf denen die beteiligten Personen zu sehen waren. Beobachter gehen davon aus, dass diese Bilder benutzt wurden, um systematisch Oppositionelle festzunehmen. In den vergangenen Nächten wurden nach Berichten systematisch Menschen in Rangun in ihren Wohnungen verhaftet und verschleppt. Die Sicherheitskräfte sollen Ausdrucke von digitalen Aufnahmen mit sich geführt haben.

Nach Berichten aus Rangun soll in den vergangenen Tagen während der Nacht das Internet wieder zugänglich gewesen sein. Die meisten Menschen haben über Internetcafés einen Internetzugang. In der Nacht herrscht aber weiterhin Ausgehverbot. Heute wird im UN-Sicherheitsrat über eine Resolution beraten, die das gewaltsame Vorgehen des Militärregimes verurteilt und die sofortige Freilassung aller Gefangenen verlangt. Bislang stellen sich Russland und China quer. Staatliche Medien aus Burma haben gestern mitgeteilt, dass die Regierung sehr zurückhaltend gegen die angeblich gewalttätigen Demonstranten und "falschen Mönche" vorgegangen sei. Die meisten Inhaftierten seien inzwischen wieder freigelassen worden. Beobachter gehen hingegen von Tausenden von Menschen aus, die weiterhin festgehalten werden.

Siehe dazu auch in Telepolis:

(fr)