Wenige Starke gegen viele Schwache: Wie in "Age of Empires", so bei Ameisen

Mit "Age of Empires II" haben Forscher eine militärtaktische Theorie überprüft. Dabei ging es um Hilfe für Ameisen gegen invasive Arten.

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Riesige Ameise kämpft mit mehreren kleineren

Die beiden untersuchten Ameisenarten während eines Kampfs

(Bild: Bruce Webber, CSIRO)

Lesezeit: 3 Min.

Was in "Age of Empires II" gilt, stimmt auch für echte Ameisen, zumindest wenn es um eine ganz bestimmte Theorie aus der Militärtaktik geht. Die haben australische Forscher jetzt mit dieser ungewöhnlichen Kombination überprüft. Wie die Gruppe jetzt erläutert, stimmt es, dass der Vorteil weniger, aber vergleichsweise starker Soldaten (oder Ameisen) gegen viele, aber merklich schwächere umso größer wird, je komplexer die Umgebung ist, in der gekämpft wird. Der Befund hat nicht nur Folgen für die Herangehensweise an Echtzeitstrategiespiele wie "Age of Empires", sondern auch für Maßnahmen zum Schutz heimischer Ameisen gegen invasive Arten. Darum ging es dem Team eigentlich.

Wie die Gruppe um Samuel Lymbery von der University of Western Australia in Perth jetzt erläutern, wurde schon vor 30 Jahren vorhergesagt, dass komplexe Umgebungen stärkere Soldaten gegenüber schwächeren bevorteilen würde. Empirische Überprüfungen seien aber schwierig gewesen. In ihrem Experiment habe sich sein Team deshalb den digitalen Schlachtfeldern in der Definitive Edition von "Age of Empires II" zugewandt, die 2019 erschienen ist. Dort ließen sie in unterschiedlichen Umgebungen die besonders starke Spezialeinheit des Deutschritters gegen Schwertträger antreten, um herauszufinden, bei welchem Zahlenverhältnis, wer in Vorteil ist und ob das Gelände tatsächlich einen messbaren Einfluss hat.

Wie sie am Ende der in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichten Studie ausführen, ging der Deutschritter in Duellen mit einem Schwertträger immer als Sieger hervor. Auch wenn die "Eliteeinheit in Age of Empires II" gegen zwei bis vier Schwertträger kämpfen musste, konnte sie immer gewinnen. Sobald aber fünf Schwertträger aufgestellt wurden, wendete sich das Blatt und der Ritter verlor jedes Mal. Auch wenn verschieden große Gruppen der Einheiten gegeneinander kämpften, bestätigte sich dieses Bild demnach. Sobald das Gelände aber komplexer ausgewählt wurde, erhöhte sich jene Grenze, ab der die Deutschritter zu verlieren begannen. Das wurde als erste Bestätigung der Theorie gewertet, aber der wirkliche Praxistest stand da noch aus.

Zur Überprüfung der Ergebnisse ließen die Forscher demnach Gruppen der vergleichsweise großen und in Australien heimischen Ameisenart Iridomyrmex purpureus gegen die deutlich kleinere, invasive Argentinische Ameise (Linepithema humile) kämpfen. Zwar habe man keinen individuellen Vergleich der Kampfstärke vornehmen können – weil einzelne der kleinen Ameisen nicht von sich aus angriffen – aber das Gesamtergebnis habe sich bestätigt. Mit einer komplexen Umgebung habe man die größeren Ameisen bevorteilen können. In der Natur könnte man also heimischen Ameisenarten gegen eindringenden Arten helfen, indem man die Umgebung, in der sie aufeinandertreffen durch Schutt und andere Strukturen komplexer macht. Andere können derweil ihre Computerspieltaktiken anpassen.

(mho)