Milliarden-Deal in China: Apples Allianz gegen Uber nimmt strategisch wichtige Märkte ins Visier

Mit einer Milliarde Dollar hat Apple nicht nur sein Engagement in China vertieft, sondern auch Uber – und Großaktionär Google – den Kampf angesagt. Es könnte der Anfang einer Rivalität sein, die die Zukunft der Mobilität mitbestimmen wird.

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Uber

(Bild: dpa, Christoph Dernbach/Archiv)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andrej Sokolow
  • Christoph Dernbach
  • dpa
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Die Milliarden-Investition von Apple in einen chinesischen Uber-Konkurrenten Didi Chuxing ist gleich aus mehreren Gründen aufsehenerregend. Es ist das erste Mal, dass Apple soviel Geld aus seinem über 200 Milliarden Dollar großen Geldberg einsetzt, ohne dafür die ganze Firma zu kriegen. Und mit der Milliarde Dollar für den Fahrdienst-Vermittler Didi Chuxing verankert sich Apple nicht nur tiefer im strategisch wichtigen chinesischen Markt, sondern sagt auch Uber den Kampf an.

Denn Didi ist ein erbitterter Rivale des umstrittenen Start-ups aus San Francisco. In China versenkt Uber derzeit Milliarden von Investorengeldern, um möglichst viele Kunden zu gewinnen. Es ist der Markt, an dem Uber auf dem Weg zur weltweiten Dominanz nicht vorbeikommt. Doch es geht nicht nur um das Geschäft in China: Apples großer Rivale Google, dessen dominierendes Smartphone-System Android mit dem iPhone konkurriert, ist zugleich Uber-Großaktionär und ein führender Entwickler von Technik für selbstfahrende Autos. Rührt man das alles zusammen, entsteht ein Cocktail, der zu Gedankenspielen anregt.

"Bei diesem Deal geht es nicht um den heutigen Didi-Service. Er bildet eine zukünftige Allianz um Technik wie selbstfahrende Autos, in der Apple und Google sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern", schrieb der im Silicon Valley gut vernetzte Branchendienst The Information.

Noch ein interessantes Detail aus dem Bericht: Uber-Chef Travis Kalanick habe für diese Woche einen Besuch im Apple-Hauptquartier geplant, um über Möglichkeiten für künftige Partnerschaften zu sprechen. Es gab keine Angaben dazu, ob das Treffen stattfand. Kalanick selbst schrieb am Freitag bei Twitter, seine Freundin besitze Apple-Aktien, "was sie zum Didi-Investor macht". Ein ironischer Hashtag dazu war #thanksALotTim (etwa: vielen Dank auch, Tim), an die Adresse von Apple-Chef Tim Cook.

Für Cook kann die Milliarde für Didi gleich an mehreren Fronten zum Befreiungsschlag werden. Er signalisiert damit, dass Apple seine traditionelle Zurückhaltung bei Deals auflockert. Bisher kaufte der Konzern für Millionen-Beträge vor allem kleinere Firmen, die zu seinem Geschäft passen. So kamen etwa die Sprachassistenden Siri oder große Teile der heutigen Karten-App zu Apple. Aber der drei Milliarden Dollar schwere Kauf des Kopfhörer-Spezialisten Beats samt angeschlossenem Streaming-Dienst war schon ein Ausreißer und die mit Abstand teuerste Apple-Übernahme.

Zudem sichert Cook damit das China-Geschäft ab. "Die Investition in Didi unterstreicht die strategische Bedeutung Chinas und des Dienste-Geschäfts für die zukünftige Strategie von Apple", erklärte Jack Kent von der Analysefirma IHS. Vor allem dank der iPhone-Verkäufe kommt inzwischen ein Viertel der gesamten Apple-Umsätze aus dem Riesen-Markt. Apple galt lange als Musterbeispiel dafür, wie man auch im kommunistischen China gute Geschäfte machen kann, doch jüngst gab es einen Rückschlag. Die Regierung, die gerade westliche Einflüsse weiter zu reduzieren sucht, stoppte das Film- und E-Book-Angebot des US-Konzerns. Cook wird zu Gesprächen in Peking erwartet.

Mit der Milliarden-Investition bekräftigt er nun, dass Apple es ernst meint mit dem Engagement in China, schmiedet eine wichtige Partnerschaft für den iPhone-Bezahldienst Apple Pay und untermauert auch das Interesse am Auto-Geschäft. Denn während sich Medienberichte über die Entwicklung eines Apple-Autos häufen, hieß es bei dem Konzern höchstens, es sei grundsätzlich ein interessanter Markt. Zugleich schwollen die Investitionen von Apple in Forschung und Entwicklung zuletzt merklich an, was Beobachter mit dem Auto-Projekt verbinden. "Taxi-Apps können auch ein Weg sein, eine größere Auto-Strategie zu entwickeln", merkte IHS-Analyst Kent an. (lbe)