Bitfinex-Hack: US-Ermittler beschlagnahmen 3,6 Milliarden US-Dollar in Bitcoin

120.000 Bitcoin wurden 2016 bei einer Börse geklaut – heute ein Milliardenvermögen. US-Ermittler finden 95.000 Bitcoin und klagen ein Paar wegen Geldwäsche an.

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Münzen mit aufgeprägten Symbolen diverser Kryptowährungen

(Bild: mk1one/Shutterstock.com)

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Fahndern ist die vielleicht größte Beschlagnahmung der US-Kriminalgeschichte gelungen: Mehr als 3,6 Milliarden US-Dollar in Bitcoin. Laut US-Staatsanwälten stammen die Bitcoin aus einem Einbruch bei der Kryptogeld-Börse Bitfinex im Jahre 2016. Unbekannte leerten damals Kundenkonten um insgesamt fast 120.000 Bitcoin, die alle in eine Bitcoin-Wallet übertragen wurden. Damals waren die Bitcoin rund 71 Millionen US-Dollar wert, inzwischen sind es etwa 4,5 Milliarden Dollar.

2016 hat der Bitfinex-Hack sogar den Bitcoin-Kurs einbrechen lassen. Ab 2017 soll ein New York Ehepaar mit hohem Aufwand versucht haben, die Beute zu waschen. Laut ermittelnder Steuerbehörde nutzten sie dabei mindestens zehn verschiedenen Kryptogeld-Börsen, diverse Konten unter eigenen und erfundenen Namen, Briefkastenfirmen, Wechsel in verschiedene andere Kryptowährungen, Kauf von Gold, Dollar-Auszahlungen an Krypto-Geldautomaten, und sogar mit Bitcoin gekaufte Geschenkgutscheine.

Auch Non Fungible Tokens (NFT) sollen die Täter mit den Bitcoin gekauft haben – eine zur Geldwäsche derzeit beliebte Methode. Software half, tausende kleine Transaktionen in kurzer Zeit automatisiert abzuwickeln.

Bisweilen schöpften die Krypto-Börsen Verdacht und sperrten Konten, weil sich die angeblichen Inhaber nicht ausweisen konnten. Die dabei verlorenen Beträge im sechsstelligen Bereich nehmen sich im Vergleich zur Gesamtsumme bescheiden aus.

Allerdings sollen die Täter wiederholt dieselbe IP-Adresse und häufig einen bestimmten indischen E-Mail-Provider genutzt haben. Geschenkgutscheine wurden in eigene Klarnamen-Konten geladen, das gekaufte Gold direkt an die Wohnadresse geliefert. Endgültig zum Verhängnis wurde dem Paar allerdings eine Datei, die der Ehemann verschlüsselt in einem US-Cloudspeicher abgelegt hatte.

Die Datei enthält nach Behördenangabe eine Liste von 2.000 Adressen von Kryptogeld-Wallets samt den zugehörigen privaten Schlüsseln – eine nicht genannte US-Behörde konnte diese Datei entschlüsseln. Weil auf der Liste auch die zentrale Bitcoin-Wallet stand, konnte die Ermittler am 4. Februar die darin verbliebenen 94.636 Bitcoin in Beschlag nehmen. Außerdem befand sich in dem Cloudspeicher eine Liste der falschen Identitäten, die das Ehepaar genutzt haben soll. Für beide gilt die Unschuldsvermutung.

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Das US-Justizministerium feiert die größte Beschlagnahme seiner Geschichte: "Die heutige Verhaftung zeigt, dass Kryptowährungen kein sicherer Hafen für Kriminelle sind", sagte die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco am Dienstag, "In zwecklosem Bemühen, digitale Anonymität zu wahren, haben die Angeklagten gestohlene Mittel durch ein Labyrinth an Kryptogeld-Transaktionen gewachsen. Dank der akribischen Arbeit der Ermittler, hat das Ministerium erneut gezeigt, wie es der Spur des Geldes folgen kann und folgt, unabhängig davon, welche Form es hat."

Bislang beschränkt sich die Anklage auf Verschwörung zur Geldwäsche, worauf bis zu 20 Jahre Haft stehen, und Verschwörung zum Betrag an den Vereinigten Staaten von Amerika, worauf bis zu fünf Jahre Haft stehen. US-Staatsanwälte fügen zwischen Anklageerhebung und Gerichtsverfahren häufig noch weitere Anklagepunkte hinzu. Das Strafverfahren heißt USA v. Ilya Lichtenstein et Heather Rhiannon Morgan und ist am US-Bundesbezirksgericht für den Hauptstadtbezirks District of Columbia unter Az. 1:22-mj-00022 anhängig.

(ds)