Atomkraft: Ukraine an Mini-AKW von Rolls-Royce interessiert

AKW-Betreiber Energoatom hat mit Rolls-Royce vereinbart, Mini-AKW einsetzen zu wollen, wenn sie fertig entwickelt sind.

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Rolls-Royce-Managerin Sophie McFarlane-Smith und Energoatom-Chef Petro Kotin unterzeichnen eine Absichtserklärung.

(Bild: Energoatom)

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Energoatom, Betreiber der ukrainischen Atomkraftwerke, kann sich vorstellen, auch Small Modular Reactor (SMR) zu betreiben. Dafür hat er eine Absichtserklärung mit dem britischen Unternehmen Rolls-Royce unterzeichnet, das an der Technik für die auch Mini-AKW bezeichneten Kraftwerke arbeitet.

Das Abkommen könne es der Ukraine ermöglichen, die durch den Krieg zerstörte Energieinfrastruktur wieder aufzubauen, heißt es in einer Energoatom-Mitteilung. Zudem könnten SMR dazu beitragen, dass die Ukraine eines der ersten Länder wird, das die Technik einsetzt.

SMR sind nach Definition der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) Reaktoren kleiner und mittlerer Größe. Kleine Reaktoren haben bis zu 300 MW elektrischer Leistung, mittelgroße zwischen 300 und 700 MW. Modular sollen die Kraftwerke sein, indem alle wesentlichen Komponenten eines Primärkreises in einem Modul enthalten sind, das in einer Fabrik hergestellt und später zu einer Kraftwerksbaustelle transportiert werden kann, wie die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit erläutert.

Bisher wird kein solcher Reaktor kommerziell eingesetzt. Rolls-Royce' Pläne für ein Mini-AKW waren erstmals im November 2021 bekannt geworden. Die britische Raumfahrtagentur unterstützt das Vorhaben des Herstellers, die Technik auch für den Mond zu entwickeln.

In der Ukraine ist die Lage der Energieversorgung prekär, insbesondere nach verstärkten Angriffen Russlands auf die Infrastruktur. Am 9. März war das Atomkraftwerk Saporischschja nach einem großflächigen russischen Raketenangriff für elf Stunden von der regulären Stromversorgung abgeschnitten worden, Notstromdiesel sprangen ein. Zurzeit wird das AKW noch über eine verbliebene externe 330-kV-Leitung mit Strom versorgt. Die seit dem 1. März beschädigte letzte verbliebene Notstromleitung im Kernkraftwerk bleibe abgeschaltet und werde derzeit repariert.

IAEA-Chef Rafael Grossi erneuerte seine Warnungen vor einer weiter gefährlichen Lage in dem AKW. Zudem wies er auf den Druck hin, dem die Belegschaft des Atomkraftwerks ausgesetzt sei. Die reduzierte Personalstärke in Verbindung mit dem psychologischen Stress durch den anhaltenden militärischen Konflikt wirke sich auf die nukleare Sicherheit und den Schutz des Kraftwerks aus.

Das mit sechs Blöcken und einer Leistung von 6000 Megawatt größte Atomkraftwerk Europas steht nach dem russischen Einmarsch seit gut einem Jahr unter russischer Kontrolle. Alle Reaktoren sind inzwischen abgestellt und werden nur noch gekühlt und überwacht.

(anw)