"Minimalinvasiv": Telekom verlegt testweise Glasfaser im Keyhole-Verfahren

Um Glasfaser-Anschlüsse innerhalb von Stunden realisieren zu können, setzt die Telekom auf das Keyhole-Verfahren zum Kabelverlegen.

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Mit dem Keyhole-Verfahren sollen Glasfaseranschlüsse binnen Stunden mit weniger Bauaufwand realisiert werden können.

(Bild: Telekom Netze (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Die Deutsche Telekom hat in Emmerich in Nordrhein-Westfalen zur Verlegung von Glasfaser das Keyhole-Verfahren getestet, um Glasfaseranschlüsse "minimalinvasiv", umweltschonend und ohne lange Belästigung durch offene Baugruben in die Häuser zu bringen. Ein solcher Anschluss soll innerhalb von zwei Stunden verlegt sein und damit den Netzausbau mit Gigabitanschlüssen beschleunigen.

Rund 200 Häuser hat die Telekom in Emmerich an das Glasfasernetz angeschlossen, wie der Telekommunikationskonzern am Dienstag im Unternehmens-Blog mitteilte. Den Anschluss des Musterhauses übernahm dabei das Unternehmen Tracto-Technik, das in Lennestadt im Sauerland beheimatet ist. "Wir erhoffen uns dadurch weniger Aufwand und weniger Verletzungen am Straßenkörper", erklärt Sebastian Schuchall von der Telekom-Technik. An einem Tag soll der komplette Anschluss für den Kunden realisiert sein, verspricht er.

Das Verfahren selbst mutet recht einfach an, Bedarf aber einigen technischen Know-hows. Zunächst wird über einer im Boden verlegten Glasfaser mit einem Kronenbohrgerät eine kreisrunde Platte mit einem Durchmesser von etwa 65 cm aus der Oberfläche wie beispielsweise Asphalt gesägt. Die Platte kann später wieder eingefügt werden, ohne dass größere Schäden zurückbleiben.

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Die entstandene Öffnung wird mit einem Saugbagger bis zum Erreichen des Glasfaserkabels in einer Tiefe zwischen 60 bis 120 cm ausgespült, das Erdreich dabei aufgenommen und später zum Verfüllen wiederverwendet. Mit einem Horizontalspülbohrverfahren wird nun ein Kanal für den Glasfaseranschluss bis zum Haus des Kunden gebohrt. Oberirdische Schäden, etwa an Gehwegen oder in Vorgärten werden so vermieden, beschreibt die Telekom das Verfahren. Zur genauen Positionsüberwachung des Bohrkopfes dient ein Steuergerät an der Oberfläche, das den Bohrer zu der Stelle manövriert, wo der Hausanschluss vorgesehen ist. Die Techniker schießen dann das Glasfaserkabel per Druckluft durch den Kanal und realisieren den Hausanschluss. Die Bohrung soll beim Test in Emmerich nur etwa eine Stunde gedauert haben.

Danach erfolgt die Verfüllung des Zugangslochs auf der Straße oder dem Gehweg sowie der Verschluss des Loches und der Verfugung der ausgebohrten Platte. Nach Darstellung der Telekom dauert alles zusammen etwa zwei Stunden. Eine tagelange Behinderung der Verkehrsteilnehmer, wie sie etwa beim Ausheben einer klassischen Baugrube erfolgt, entfällt.

Die Telekom will nun auswerten, ob das Keyhole-Verfahren fächendeckend beim Glasfaserausbau angewendet werden kann. Die Auswertung der Erfahrungen bei den Tests in Emmerich soll in den nächsten Wochen erfolgen. Dabei geht es vor allem um die Kosten. Sollten die passen, dann könnte das Keyhole-Verlegeverfahren bei Glasfaseranschlüssen standardmäßig angewendet werden – vermutlich noch 2021.

[Update v. 18.02.2021, 09:13 Uhr]: Korrektur der in Emmerich angeschlossenen Häuser und der verantwortlichen Durchführenden. (olb)