Missbrauchsbilder in iCloud: US-Sammelklage wirft Apple Untätigkeit vor
Apple ignoriert Missbrauchsmaterial in iCloud und schadet damit den Opfern, lauten die VorwĂĽrfe. Gefordert wird auch ein neuer Scan-Mechanismus.
Apples Verzicht, Geräte und iCloud nach Material von Kindesmissbrauch zu scannen, zieht eine neue Klage in den USA nach sich: Apple wird darin vorgeworfen, wissentlich defekte Produkte anzubieten, über die Missbrauchsmaterial (Child Sexual Abuse Material – CSAM) ungehindert verbreitet werden kann. Das führe zu einer dauerhaften Schädigung der Opfer und sei grob fahrlässig.
Gefordert wird eine Zulassung als Sammelklage, die Schadenshöhe könnte deshalb in den Milliardenbereich reichen, erläutert die New York Times ("Amy" and "Jessica" vs. Apple, Aktenzeichen 5:24-cv-8832, United States District Court Northern District Of California).
Kritik an Apples Untätigkeit
Ă„hnlich wie eine im August eingereichte Klage wird auch erneut der Chat eines Apple-Managers mit einem Kollegen ins Feld gefĂĽhrt, in dem dieser schreibt, iCloud sei die "beste Plattform, um Kinderpornografie etc. zu vertreiben".
Im Unterschied zu anderen IT-Riesen setzt Apple nicht auf großflächige serverseitige Scans von iCloud-Inhalten mit Techniken wie PhotoDNA, zudem lassen sich iCloud-Fotos inzwischen optional vollständig verschlüsseln (Ende-zu-Ende-Verschlüsselung). Das sei ein Versäumnis des Konzerns, heißt es in der Klage. Die Opfer schildern darin einen "nicht enden wollenden Albtraum".
Apple nahm zu den Vorwürfen nicht direkt Stellung, ein Sprecher betonte aber gegenüber der New York Times, das Unternehmen bekämpfe "solche Verbrechen, ohne Sicherheit und Privatsphäre aller Kunden zu kompromittieren". Apple konzentriere sich auf Schutzfunktionen, die die Verbreitung von CSAM schon vor Beginn verhindern sollen.
Apples stampfte CSAM-Scan-Projekt ein
Die neue Klage wirft Apple außerdem vor, dass das hauseigene Projekt zur CSAM-Erkennung bewusst eingestellt wurde. Apple unterbreitete vor gut drei Jahren eine Technik, um nach Missbrauchsmaterial direkt auf iPhones & Co beim Upload in die iCloud zu scannen. Nach massiver Kritik von Datenschützern, Sicherheitsforschern, Bürgerrechtlern und Kunden, wurde das Vorhaben letztlich begraben. Der Ansatz sei "unmöglich umsetzbar gewesen, ohne Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer zu gefährden", räumte Apples Datenschutzchef damals ein. Die Sammelklage will den Konzern auch dazu zwingen, neue CSAM-Scan-Mechanismen einzuführen – auf Geräten wie Diensten.
(lbe)