Mit Gedanken den Computer steuern

Im Berliner Abgeordnetenhaus präsentieren Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse.

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Im Berliner Abgeordetenhaus wurde heute die Ausstellung "Leuchttürme der Berliner Wissenschaft" eröffnet. Hier präsentieren unter anderem Berliner Forscher erste Ergebnisse ihrer Arbeiten, durch die sie die "Kraft der Gedanken" nutzen wollen, um Computer zu bedienen, Prothesen zu steuern oder bei Querschnittsgelähmten die gestörte Verbindung zwischen Gehirn und Muskulatur zu überbrücken. Dazu entwickeln sie auf der Basis von Gehirnströmen ein Brain-Computer Interface (BCI).

Informatiker des Fraunhofer-Instituts für Rechnerarchitektur und Softwaretechnik FIRST und Neurologen vom Universitätsklinikum Benjamin Franklin können nach eigenen Angaben anhand von Gehirnströmen erkennen, ob ein Mensch zum Beispiel seine rechte oder linke Hand bewegen will. Um die Hirnströme zu messen, nutzen die Forscher ein Elektroenzephalogramm (EEG). Dazu werden an der Kopfhaut 128 Elektroden angebracht.

Zahlreiche Forschergruppen in den USA und Europa arbeiten an derartigen Verfahren für ein BCI. Im Unterschied zu anderen Projekten müssten Versuchspersonen in Berlin aber nicht in einem langwierigen Training lernen, ihre Hirnströme zu kontrollieren. Hier müsse der Computer lernen, die gemessenen Signale einer bestimmten Bewegung zuzuordnen. Dazu tippt eine Versuchsperson mit dem rechten oder linken Zeigefinger auf einer Tastatur. Nach 20 Minuten soll der Proband "mit der Kraft seiner Gedanken" einen Cursor steuern können. Bei einigen Probanden lasse sich die geplante Bewegung mit einer Sicherheit von 97 Prozent vorhersagen. Bis zu 50 Entscheidungen pro Minute könnten so in technische Steuerungssignale umgesetzt werden.

Je nach eingesetztem Computerprogramm werden die Hirnströme in unterschiedliche Befehle umgesetzt. Das Verfahren sei auch für die Unterhaltungs- oder Automobilindustrie interessant. Brain-Computer Interfaces könnten eine neue Art von Computerspielen ermöglichen oder in Systeme des Insassenschutzes integriert werden.

Bislang haben die Forscher das neue Verfahren an gesunden Freiwilligen getestet. Noch in diesem Jahr wollen sie es auch an Menschen mit amputierten Extremitäten erproben. Bis aber die ersten durch Gedanken gesteuerten Prothesen zur Verfügung stehen, seien noch Jahre intensiver Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig. Die Ausstellung im Abgeordnetenhaus dauert bis zum 30. Mai. (anw)