Mobilcom macht Dampf mit SDSL

In Kooperation mit Cisco will Mobilcom Internet-Zugänge über SDSL in 22 deutschen Großstädten anbieten.

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Von
  • Detlef Borchers

Durch eine Kooperation mit Cisco will Mobilcom Internet-Zugänge über SDSL (Symmetrical Single Pair Digital Subscriber Line) anbieten. Im Vergleich zu ADSL-Zugängen wie etwa T-DSL der Telekom ist SDSL gleich schnell in beide Richtungen und kann größere Entfernungen zwischen Teilnehmer und Vermittlungsstelle überbrücken (siehe auch c't 19/99, S. 230).

Während die Telekom mit der Firma Eutelis in Ratingen ein lokales ADSL-Projekt vorstellte, ließ Mobilcom-Chef Gerhard Schmid im benachbarten Düsseldorf die virtuellen Korken knallen: Im zweiten Quartal 2000 soll in 22 deutschen Großstädten ein Mobilcom-SDSL-Service für kleine Firmen und Privatkunden an den Start gehen. Die Netzwerkspezialisten von Cisco liefern die nötigen Switches, die Mobilcom direkt in den Hauptverteilstellen der Deutschen Telekom aufstellen kann.

"Wir nutzen für die letzten 150 Meter das Kupfer der Telekom, der Rest läuft in unserer Infrastruktur", betonte Schmid. Möglich wird das Projekt, weil Mobilkom dieser Tage die von der Telekom geleasten Backbone-Strecken abklemmt und zu einem eigenen Glasfaser-Backbone komplett mit Cisco-Hardware umschaltet. 50 bis 55 Millionen Mark kostet laut Schmid der Bau dieses Backbones, der sich schnell amortisieren soll: Bisher mietete Mobilcom die Leitungen von der Telekom und zahlte dafür 5 bis 6 Millionen Mark pro Monat. "Bits und Bytes kosten uns zwischen Hamburg und München nichts mehr", verkündete Schmid. Sein kesser Ausspruch besagt für die Kunden das genaue Gegenteil: Sobald wie möglich will Schmid für alle Dienste die Abrechnung nach dem übertragenen Datenvolumen einführen und das Zeittaktmodell abschaffen. Für Schmid, der mit seinen Gesellschaften Mobilcom und Freenet Daten-, Sprach- und Mobildienste aus einer Hand anbieten will, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Kunden verstehen, was wirklich Geld kostet.

Schmid stellte sein ambitioniertes DSL-Projekt im Beisein von Cisco-Chef John Chambers vor, der über die digitale Ökonomie referierte. Nach Chambers ist die nächste Welle der e-Conomy im Anrollen. Sie vollziehe sich auf drei Ebenen. Da entdecken die kleinen Unternehmen die Vorteile der Vernetzung, dann folge das e-Learning und das Re-Engineering der Schulsysteme und schließlich erfolge das virtual manufacturing bei den Großfirmen. "Im Ökosystem von Cisco spielen die kleinen und mittleren Unternehmen nun die erste Geige", verkündete Chambers. Ganz uneigennützig ist das natürlich auch nicht, denn mit jedem SDSL-Anschluss der Mobilcomm werde eine CD-ROM voller "Business-Tools" ausgeliefert, mit denen kleine Firmen ohne technisches Know-How per Mausklick ein sicheres Intranet oder Extranet aufbauen könnten. "Es gibt kaum Applikationsmodelle für Business-to-Business, und wenn es sie gibt, dann sind sie für Großfirmen gestrickt, die SAP einsetzen und sich ein Dutzend Berater leisten können. Für kleine Firmen, die mal eben ihre Lagerbestände koordinieren wollen, gibt es nichts. Das wollen wir ändern", erklärte Gerhard Schmid. Die Preise für diesen, Small Business Express genannten Service wollte Schmid freilich nicht nennen. Annäherungswerte will er auf der CeBIT in Hannover bekannt geben. (Detlef Borchers) (jk)