Mobilfunker gründen Joint Venture für Netz-APIs

Eine Gruppe internationaler Netzbetreiber gründet mit Ericsson ein Joint Venture, um Schnittstellen zu Mobilfunknetzen global anbieten zu können.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen

(Bild: Anterovium/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Eine Gruppe großer internationaler Netzbetreiber gründet mit dem Ausrüster Ericsson ein Gemeinschaftsunternehmen, um Schnittstellen ihrer Mobilfunknetze zu vermarkten. Das Joint Venture soll die APIs der verschiedenen Netze unter einem Dach versammeln und Kunden wie Cloud-Povidern, Hyperscalern, Plattformbetreibern oder Softwareherstellern anzubieten. Einen Namen hat das zu gründende Unternehmen noch nicht.

Die Gründung des Gemeinschaftsunternehmens werde voraussichtlich im ersten Halbjahr 2025 abgeschlossen, teilten die beteiligten Netzbetreiber am Donnerstag mit. Neben Ericsson, das 50 Prozent an dem Joint Venture halten wird, sind die Deutsche Telekom, Telefónica, Vodafone, Orange, T-Mobile USA, Verizon, AT&T, Telstra, América Móvil und andere beteiligt.

"Der heutige Tag ist ein entscheidender Moment für die Mobilfunkbranche und ein Meilenstein unserer Strategie zur Öffnung der Netze für neue Ertragsmöglichkeiten", sagt Ericssons CEO Börje Ekholm. "Die globale API-Plattform schafft einen einheitlichen Zugang für Millionen von Entwicklern."

Das Joint Venture baut auf der Open Gateway Initiative auf, die der Netzbetreiberverband GSMA auf dem MWC Barcelona 2023 angeschoben hatte. Ziel sind standardisierte Zugänge zu Telekommunikationsdiensten unabhängig von der Infrastruktur zu schaffen.

Die Open Gateway Initiative bringt ihre Schnittstellen in das bei der Linux Foundation angesiedelte Projekt "Camara" ein. Dem verschreibt sich auch das neue Unternehmen. "Diese Zusammenarbeit wird die GSMA Open Gateway-Initiative vorantreiben und den Kunden einheitliche Camara APIs zur Verfügung stellen", sagt Telefónica-CEO José María Álvarez-Pallete.

Mit dem neuen Joint Venture wird nun ein kommerzieller Anbieter geschaffen, der die Schnittstellen vermarkten soll. Durch die Partnerschaft können Unternehmen und Entwickler neue Anwendungen für die globalen Telekommunikationsnetze entwickeln. "Der Zugang über Schnittstellen ins 5G-Netz verändert die Telekommunikationsbranche grundlegend", meint Vodafone-CEO Margherita Della Valle.

Die mittels der APIs bereitgestellten Funktionen moderner 5G-Netze waren für Entwickler bislang nicht zugänglich. Beispiele sind die Verifizierung von Finanztransaktionen, die Überprüfung der Servicequalität oder eine Standortverifizierung für Anwendungen.

"Wer digitale Anwendungen entwickelt, die Informationen aus dem Netz verwerten, musste bislang mit jedem einzelnen Netzbetreiber sprechen und eine individuelle Lösung für dessen Netz bauen", erklärt Tanja Richter, Technikchefin von Vodafone Deutschland. "Das vereinfacht sich jetzt deutlich."

Andere Netzbetreiber sind eingeladen, dem Joint Venture beizutreten. "Wir ermutigen andere Telekommunikationsanbieter, sich anzuschließen, um dieses Ökosystem zu vergrößern und weiterzuentwickeln", sagt Telekom-Chef Tim Höttges. Derzeit laufen etwa noch Gespräche mit Three Sweden.

(vbr)