Modernisierung beim TV-Kabelnetz angemahnt

Angesichts eines technisch veralteten Kabelnetzes sieht die Deutsche Bank beim Internet-Zugang vorerst keine starke Konkurrenz zum Festnetz der Telekom.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die Deutsche Bank (DB) geht davon aus, dass hierzulande das gute alte Telefonnetz zumindest mittelfristig die dominierende Basis für den Internet-Zugang bleiben wird. Zwar förderten neue Techniken wie Powerline (Internet aus der Steckdose) und eine erweiterte Nutzung des breitbandigen Fernsehkabels den Wettbewerb, schreibt die vom Chefvolkswirt der Deutsche Bank Gruppe, Norbert Walter, geleitete Research-Abteilung in ihrer neuesten Publikation Germany's broadband networks -- innovation on hold, am von der Deutschen Telekom dominierten Festnetz führe aus technischen und ökonomischen Gründen vorerst aber kein Weg vorbei.

Dem deutschen Kabelnetz mit seiner hohen Durchdringung hinsichtlich der angeschlossenen Haushalte bescheinigen die DB-Ökonomen unterdessen einen dringenden Modernisierungsbedarf. Vorrangig ausgelegt auf den Transport von Bilddaten für den TV-Empfang, fehle dem Netz vielerorts die Technik zum bi-direktionalen Datenaustausch, der eine interaktive Verbindung zwischen einzelnen Netzteilnehmern ermöglicht. Vor allem wegen der zerstückelten Infrastruktur (vier Netzebenen) und den gesplitteten Eigentumsverhältnissen (mehr als 5.000 Anbieter allein auf der Netzebene vier) seien die zwingend notwendigen Investitionen in das deutsche Kabelnetz bisher ausgeblieben.

Nur "Big Player" mit langfristigem Engagement, prognostiziert DB-Research, seien angesichts der enormen Kosten in der Lage, aus dem technisch längst überholten Netz ein profitables Geschäft für die Zukunft zu machen. Dabei müsse auch die Trennung zwischen den Netzebenen drei und vier aufgehoben werden. Zuletzt hatte die Deutsche Telekom im zweiten Anlauf ihre restlichen sechs TV-Kabelgesellschaften der Netzebene drei zu einem Preis von 1,725 Milliarden Euro in bar an ein Konsortium aus Goldman Sachs Capital, Apax Partners und Providence Equity verkauft.

Dem Misserfolg der Internet-Zugangstechnik Powerline in Deutschland messen die Frankfurter Forscher nur eine temporäre Tragweite bei: Technische Kinderkrankheiten zu Beginn hätten dazu geführt, dass potenzielle Kunden nicht darauf anspringen wollten. In öffentlichen Gebäuden mit zahlreichen Computer-Arbeitsplätzen und Internet-Bedarf könne aber insbesondere die Variante des Inhouse-Powerline künftig zu einer echten Vernetzung-Alternative avancieren. (pmz)