Moore Threads: Die ersten komplett chinesischen Grafikkarten

Nur 1,5 Jahre hat das chinesische Start-up Moore Threads benötigt, um eigene Grafikkarten herzustellen. Zu den Geldgebern gehören chinesische Tech-Riesen.

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Gaming-Grafikkarte MTT S60

(Bild: Moore Threads)

Lesezeit: 3 Min.

Moore Threads stellt die ersten vollständig chinesischen Grafikkarten vor – von den Logikblöcken innerhalb der GPUs bis hin zur Fertigungstechnik kommen diese Modelle ohne ausländische Zulieferer aus. Die MTT S60 ist eine Gaming-Grafikkarte für Desktop-PCs, die MTT S2000 ein GPU-Rechenbeschleuniger für Server.

Beide verwenden die selbstentworfene Moore Threads Unified System Architecture (MUSA) der ersten Generation mit dem Codenamen Sudi beziehungsweise Suti. Die 2048 Shader-Kerne der MTT S60 erreichen eine Rechenleistung von 6 TFlops bei einfacher (FP32-)Genauigkeit und greifen auf 8 GByte LPDDR4X-RAM zu. Die MTT S2000 schafft mit 4096 Shader-Kernen 12 Tflops und verwendet 32 GByte RAM – den Speichertyp verrät Moore Threads nicht.

Beide Varianten können unter anderem mit den 3D-APIs DirectX, Vulkan und OpenGL umgehen, zudem liefert Moore Threads Treiber für Windows und Linux. Die Media-Engines gehören auf dem Papier zu den besten am Markt: Sie können alle modernen Videocodecs de- und enkodieren, darunter auch AV1, was bisher nur mit Intels Arc-GPUs möglich war. AMDs Radeon- und Nvidias GeForce-GPUs fehlt der AV1-Enkodierer. Die GPUs von Moore Threads integrierten außerdem KI-Kerne zum Ausführen neuronaler Netze.

In einer Live-Demo auf einem Vorstellungs-Event renderte die MTT S60 laut IT Home das MOBA-Strategiespiel "League of Legends" in Full-HD-Auflösung (1920 × 1080 Pixel) und mit maximalen Grafikeinstellungen flüssig. Moore Threads optimiert die Grafiktreiber laut eigener Aussage aber auch für die Unreal Engine und Unity.

Trotz der recht hohen Rechenleistung dürften die Grafikchips von Moore Threads verglichen mit AMDs Radeons, Nvidias GeForces und Intels Arc-GPUs recht langsam sein. Die Firma setzt auf viele Shader-Kerne, die einzeln aber eher langsam sind. Alle zwei Jahre will Moore Threads die Anzahl der "Threads", also der Shader-Kerne, verdoppeln.

Ein einzelner 8-Pin-Stromanschluss und ein Single-Slot-Kühler mit Radiallüfter genügen der MTT S60 bereits. Sie stellt drei DisplayPort-1.4-Bildausgänge für Ultra-HD-Monitore bereit. Die MTT S2000 ist ebenfalls nur 1 Slot dünn und ohne Lüfter für gut ventilierte Server gedacht. Monitoranschlüsse benötigt sie als Rechenbeschleuniger nicht.

Der Server-Ableger MTT S2000 kommt ohne Lüfter.

(Bild: Moore Threads)

LPDDR4X-Speicher bei einer Gaming-Grafikkarte überrascht auf den ersten Blick, allerdings ist das der offenbar der schnellste Speichertyp, den chinesische Hersteller bislang liefern können. CXMT etwa stellt bisher LPDDR4X- und DDR4-Bausteine her – DDR5, LPDDR5 und GDDR6 folgen erst noch.

Die GPUs entstehen mit 12-Nanometer-Technik in China. Dafür kommt praktisch nur der Chipauftragsfertiger SMIC infrage, der seinen 14-nm-Prozess offenbar verbessert hat und das Ganze jetzt 12 nm nennt.

Moore Threads wurde derweil erst im Herbst 2020 gegründet. Chef ist Jianzhong Zhang, der zuvor ein hohes Tier in der KI-Abteilung von Nvidia China war. Zu den Geldgebern zählen die Investorengruppe Tencent (Riot Games, Epic Games) und die TikTok-Mutter ByteDance.

(mma)