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Münchener Medientage diskutieren Konsequenzen der Digitalisierung

In der traditionellen "Elefantenrunde" zur Eröffnung der Medientage kritisierte Bayerns Ministerpräsident die Entscheidung des Kartellamts zur ursprünglich geplanten Fusion der Kabelgesellschaften.

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Von
  • Monika Ermert

Die Digitalsierung und ihre Konsequenzen für den deutschen Medienmarkt stehen im Mittelpunkt der 18. Münchner Medientage. Aber, so fragte immerhin einer in der traditionellen "Elefantenrunde", Verleger Hubert Burda, "wer will mehr Fernsehen?". Burda verglich die Marktkapitalisierung der größten Sendergruppe RTL mit der von Unternehmen wie eBay, Amazon oder Google. Diese Unternehmen hätten in Deutschland 10.000 neue Jobs geschaffen, brächten völlig neue Kunden in den Markt und würden die Medienszene nachhaltig verändern. "Meine Kinder sehen vielleicht noch eine halbe oder dreiviertel Stunde fern und dann viel Google und eine Menge Blödsinn." Die Hauptantwort der Fernsehmacher lautet: mehr Spartenkanälen von Gusto bis Garden TV oder "interaktives Fernsehen" wie das von Christiane zu Salm, Vorstandsvorsitzende von Euvia Media, vorgeschlagene "Gedächtnis TV". Die Mehrheit wolle sich eher berieseln lassen, hieß es im offiziellen Spot der Medientage.

Als großes Manko auf dem Weg in die digitale Medienwelt bezeichnete der Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber die schleppende Entwicklung beim Zugangsweg Kabel und auch bei der Einführung von Digital Audio Broadcasting (DAB). Beim Kabel kritisierte Stoiber die Entscheidungen des Kartellamtes. Dieses hatte zuletzt eine Fusion der Kabel Deutschland mit den Kabelgesellschaften in den drei verbliebenen Bundesländern Baden-Württemberg, NRW und Hessen verhindert. "Letzten Endes hat uns dies bei der Digitalisierung leider nicht weitergebracht, sondern gebremst." Der Gewinner, sagte Roland Steindorf, Sprecher der Geschäftsführung von Kabel Deutschland, sei dabei nicht zuletzt die Deutsche Telekom, die damit Vorteile im Wettbewerb um Breitbandzugänge habe.

Belebung im Wettbewerb um die digitalen Übertragungswege, so Stoiber, werde es mit der Einführung von DAB-T im zweiten Quartal 2005 in Nürnberg und dem Großraum München geben. Anders als in Deutschland werde DAB etwa in Korea viel intensiver vorangetrieben, mahnte der Vorsitzende der Bayerischen Landeszentale für Neue Medien (BLM), Wolf-Dieter Ring. Allerdings gehört der Ausbau von DAB auch zu den Projekten, die von einzelnen Privatsendern als weiteres wettbewerbsverzerrendes Projekt deutscher Medienpolitik betrachtet wird.

Premiere-Chef Georg-Kofler kritisierte die DAB-Förderung als "interventionistischen Eingriff", der um so unverständlicher sei, da etwa die Kabelinfrastruktur nicht gefördert werde. Weitere Wettbewerbsverzerrungen sehen die Privaten etwa bei der gebührenfinanzierten Ausdehnung der öffentlich-rechtlichen Online-Angebote und im Sportrechtehandel. Im ersten Fall hat der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation eine Beschwerde bei der EU eingelegt. Eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die European Broadcasting Union kündigte heute Kofler an. Bei der EU hatten sich die Privatfunker bereits im vergangenen Jahr beschwert. (Monika Ermert) / (anw)