Multitasking kann auch für Fußgänger ein Risiko darstellen

Vor allem ältere Menschen haben ein erhöhtes Risiko, wenn sie beim Überqueren einer Straße mit dem Handy telefonieren

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Multitasking wurde vor allem beim Autofahren als riskant dargestellt, weswegen es auch in vielen Ländern zu Verboten kam, beim Fahren ohne Freisprechanlage oder ein Headset ein Handy zu benutzen. Allerdings ist nicht nur das Bedienen und Halten des Handys mit der Hand riskant, sondern schon das Sprechen selbst kann die Aufmerksamkeit ablenken - das können freilich noch viele andere Tätigkeiten, denen ein Autofahrer nachgehen kann und die sich kaum verbieten lassen. Zudem kann es auch sein, dass Multitasking bei Autofahren schützt, weil dadurch mitunter die Aufmerksamkeit verbessert wird.

In Deutschland muss ein Autofahrer mit 40 Euro Strafe rechnen, wenn er bei laufendem Motor ein Handy in die Hand nimmt. Aber bekanntlich können auch Fahrradfahrer mit 25 Euro bestraft werden, wenn sie beim Treten ein Handy in der Hand halten. Eine logische Konsequenz wäre, dass auch Fußgänger, zumindest wenn sie auf der Straße gehen oder eine solche überqueren, nicht mit dem Handy in der Hand telefonieren sollten – womöglich auch nicht auf Bürgersteigen, weil sie dort mit anderen Menschen oder, sofern Bürgersteig und Fahrradweg nicht getrennt sind, mit Fahrradfahrern kollidieren könnten.

In § 25 der deutschen StVO, der Vorschriften für das Verhalten von Fußgängern im Straßenverkehr enthält, wird dieser Punkt nicht erwähnt. In Österreich ist es interessanterweise nach §78 der StVO den Fußgängern verboten, "den Fußgängerverkehr insbesondere durch den Verkauf oder die Verteilung von Programmen oder Eintrittskarten vor Theatern und Vergnügungsstätten, durch das Verstellen des Weges, durch das Tragen von Reklametafeln sowie durch den Verkauf von Druckschriften, durch das Mitführen von Tieren oder durch unbegründetes Stehenbleiben zu behindern". Das sind schon erhebliche Einschränkungen, besonders wenn auch das "unbegründete Stehenbleiben" geahndet werden soll, das beispielsweise auch beim Telefonieren oder beim Starren auf den Bildschirm eines Smartphones bzw. beim Schreiben einer Email oder SMS geschehen kann.

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Simulation einer Straßenüberquerung. Bild: L. Brian Stauffer/University of Illinois

Wenig erstaunlich haben Wissenschaftler der University of Illinois herausgefunden, dass zumindest ältere Menschen sich gefährden können, wenn sie eine Straße überqueren und dabei mit dem Handy telefonieren. Für ihre Studie, deren Ergebnisse in der Zeitschrift Psychology and Aging veröffentlicht wurde, ließen Art Kramer und Mark Neider 18 Studenten zwischen 18 und 26 Jahren sowie 18 Menschen zwischen 59 und 81 Jahren auf einem Laufband simulierte Straßen mit unterschiedlichen Verkehrsbedingungen überqueren, während sie mit dem Handy telefonierten, Musik hörten oder unabgelenkt waren.

Während die Jüngeren durch das Multitasking nicht behindert waren, wurden die Älteren durch die zweite Aktivität und insbesondere durch das Telefonieren teil erheblich beeinträchtigt, was dazu führte, dass sie nicht in der erforderlichen Geschwindigkeit die Straße überqueren konnten. Bei einer vorhergehenden Studie mit schweren Verkehrsbedingungen hatte sich allerdings auch gezeigt, dass die Leistung der Jüngeren beim Überqueren einer Straße durch Multitasking ebenfalls beeinträchtigt sein kann. Es sollten also, so die Psychologen, alle Menschen beim Telefonieren mit einem Handy aufpassen, wenn sie eine Straße überqueren, besonders aber die Älteren. Fragt sich nur, wo die Vorsicht enden sol.