Musikindustrie spielt "Duopoly"
Nach Ansicht von Kritikern sorgen kommerzielle Musikdienste für eine Verzerrung des Wettbewerbs.
Nach Ansicht von Kritikern sorgen kommerzielle Musikdienste für eine Verzerrung des Wettbewerbs. Eine entsprechende Warnung sprach nach US-Berichten auch der US-Abgeordnete Rick Boucher auf der Jupiter Plug-In Online Music Conference in New York aus. Ins Visier nahm er dabei die Dienste PressPlay und MusicNet, deren Betreiber (Vivendi Universal, Sony, EMI, Time Warner Music, Bertelsmann Music Group) zusammen 80 Prozent der Urheberrechte aller Musikaufnahmen besitzen würden. Mit einer Kontrolle über Inhalt und Distribution spielt die Musikindustrie nach Bouchers Ansicht künftig "Duopoly" -- der Gesetzgeber sei daher gefordert, Regelungen zu schaffen, die den Mitbewerbern zu den gleichen Bedingungen Zugang zum Content garantieren.
In seiner Rede kritisierte der Kongressabgeordnete auch die Anstrengungen der Musikindustrie in Richtung kopiergeschützter CDs und Gesetzesänderungen, die Content-Providern mehr Rechte im Kampf gegen Tauschbörsen verleihen. Die Musikindustrie würde bei kopiergeschützten Discs wegen der verärgerten Käufer einen "hohen Preis zahlen" -- und Konsumenten letztlich in die Illegalität treiben. Schon früher hatte Boucher CD-Kopierschutzmechanismen für gesetzeswidrig erklärt und sich dabei auf den Audio Home Recording Act (AHRA) aus dem Jahre 1992 berufen, in dem das Anfertigen von Kopien für private Zwecke ausdrücklich erlaubt wird.
Hillary Rosen, CEO des Dachverbandes der amerikanischen Schallplattenindustrie RIAA, reagierte mit scharfen Worten auf Bouchers Äußerungen: "Er versucht lediglich, seinen Wunsch zu begründen, die Musikindustrie zu regulieren; dafür spinnt er sogar aus voneinander getrennten Vorgängen eine Strategie, die tatsächlich gar nicht existiert", sagte Rosen gegenüber US-Pressevertretern. Die beiden Musikdienste seien im vergangenen Jahr gegründet worden, um Konsumenten vom Konzept des Online-Kaufs von Musikstücken zu überzeugen. (nij)