Mysteriöse Radioblitze: Am weitesten entfernter Fast Radio Burst entdeckt

Noch immer ist unklar, was genau die mysteriösen Fast Radio Bursts auslöst, trotzdem helfen sie der Forschung. Nun wurde ein neuer Distanzrekord aufgestellt.

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Gelbes Signal führt von drei Galaxien zu einer Spiralgalaxie

Künstlerische Darstellung des Signals

(Bild: ESO/M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.

Ein internationales Forschungsteam hat den bisher am weitesten von uns entfernten Fast Radio Burst (FRB) entdeckt, der auch zu den energiereichsten seiner Art gehört. Das Signal mit der Bezeichnung FRB 20220610A hat von seiner Quelle zu uns acht Milliarden Jahre gebraucht, erklärt die Europäische Südsternwarte ESO, deren Very Large Telescope (VLT) die Quelle lokalisiert hat. Entdeckt wurde der schnelle Radioblitz mit dem australischen Teleskop ASKAP, mit dem das Quellgebiet eingegrenzt wurde. Mit der Entdeckung sei dann auch bestätigt worden, dass FRB dazu genutzt werden können, die "fehlende" Materie zwischen den Galaxien zu vermessen, hieß es weiter.

Noch rätselt die Wissenschaft, was solche FRB auslöst. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass es sich um vergleichsweise häufige Phänomene handelt. Bei dem jetzt erforschten Ausbruch FRB 20220610A wurde demnach innerhalb eines Sekundenbruchteils so viel Energie abgestrahlt, wie sie von unserer Sonne innerhalb von 30 Jahren ausgeht. Lokalisiert wurde die Quelle in einer kleinen Gruppe von Galaxien, die miteinander verschmelzen. Der bisherige Distanzrekord bei FRB sei um 50 Prozent übertroffen worden, teilte das Forschungsteam mit. Damit sei man an der Grenze des mit derzeit verfügbaren Observatorien möglichen angelangt, aber das Square Kilometre Array Observatory und das Extremely Large Telescope sollen bald noch weiter entfernte FRB finden können, schreibt das Team.

Für die Forschung ist FRB 20220610A außerdem noch wertvoll, weil er eine recht junge Theorie bestätigt hat, schreibt die ESO weiter. Demnach war erst vor drei Jahren gezeigt worden, dass die Signale der FRB mit zunehmender Entfernung mehr diffuse Gase zwischen den Galaxien sichtbar machen, das anderweitig unsichtbar ist. Einige später beobachtete FRB hätten Zweifel an dieser Beziehung geweckt, aber FRB 20220610A habe nun bestätigt, dass dieser Zusammenhang bis zur Hälfte des bekannten Universums hin besteht. Damit sei gezeigt worden, dass die schnellen Radioblitze dazu genutzt werden, "um Materie zwischen Galaxien zu erkennen und die Struktur des Universums besser zu verstehen", erklärt Ryan Shannon von der Swinburne University of Technology in Australien.

Die ersten Fast Radio Bursts wurden 2007 entdeckt, über ihren Ursprung wird seitdem viel spekuliert. Sogar als mögliche Spuren außerirdischer Raumschiffe wurden sie bereits ins Spiel gebracht, zumeist wird aber ein natürlicher Ursprung angenommen. Bei den kurzen, aber äußerst heftigen Strahlungsausbrüchen wird innerhalb von Sekundenbruchteilen mehr Energie ausgestoßen, als unsere Sonne in einem Jahr generiert. Deswegen können sie aus extremen Entfernungen nachgewiesen werden, bislang vorwiegend aus Galaxien, die mehrere Dutzend Millionen Lichtjahre und noch viel weiter entfernt sind. Seit 2012 werden vermehrt auch periodische FRB entdeckt. Auf sie werden besonders große Hoffnungen gesetzt, wenn es um die Klärung der physikalischen Prozesse geht, die dahinterstecken.

(mho)