Mysteriöse Radioblitze: Neu entdeckte extragalaktische FRBs werfen Fragen auf

Fast Radio Bursts werden zwar seit Jahren erforscht, worum es sich handelt, bleibt aber unklar. Nun entdeckte Signale werfen derweil neue Fragen auf.

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(Bild: Daniëlle Futselaar/ASTRON (artsource.nl))

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Astronomen und Astronominnen haben die bisher mit Abstand nächste extragalaktische Quelle sogenannter Fast Radio Bursts (FRB) entdeckt, mysteriöse Radioblitze mit bislang unbekanntem Ursprung. Wie das Max-Planck-Institut für Radioastronomie erläutert, stammen die Signale mit der Bezeichnung FRB 20200120E aus der lediglich 12 Millionen Lichtjahre entfernten Spiralgalaxie Messier 81. Dort kommen sie aus einem Kugelsternhaufen – "wo man einen FRB am wenigsten erwartet hätte". An der Lokalisierung war die 100-Meter-Antenne in Effelsberg beteiligt. Auch sonst scheinen die Signale genauso viele Fragen aufzuwerfen, wie sie beantworten.

Fast Radio Bursts werden seit 2007 entdeckt, über ihren Ursprung wird seitdem viel spekuliert. Auch als mögliche Spuren außerirdischer Raumschiffe wurden sie bereits bezeichnet. Bei den kurzen aber äußerst heftigen Strahlungsausbrüchen wird innerhalb von Sekundenbruchteilen mehr Energie ausgestoßen, als unsere Sonne in einem Jahr generiert. Deswegen können sie aus extremen Entfernungen nachgewiesen werden, bislang vorwiegend aus Galaxien, die mehrere Dutzend Millionen Lichtjahre und noch viel weiter entfernt sind. Ein einziger Radioblitz aus der Milchstraße ist zwar ebenfalls bereits gefunden, der unterscheidet sich aber von den anderen, unter anderem ist er deutlich schwächer gewesen.

Die jetzt im Januar entdeckten, wiederkehrenden Radioblitze mit der Bezeichnung FRB 20200120E kommen aus der Richtung des Sternbilds Großer Bär. Anhand der von Daten von 12 Parabolantennen des Beobachtungsnetzwerks EVN habe man deren Ursprung genau lokalisieren können und sei dabei überrascht worden. Denn der als Quelle ausgemachte Kugelsternhaufen bestehe aus sehr alten Sternen, während die Radioblitze jüngsten Theorien zufolge von sogenannten Magnetaren stammen dürften. Die seien aber nach unserem Verständnis – in astronomischen Zeitspannen – junge Objekte. Womöglich habe man hier aber ein Objekt gefunden, das bislang nur theoretisch beschrieben worden sei, einen zum Magnetar kollabierten Weißen Stern.

So einen habe man noch nie beobachtet, erklärt das Team um Ramesh Karuppusamy vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie. Die kleinen, kompakten Weißen Zwerge bilden das Endstadium der meisten Sterne. Kommt ein solcher einem anderen Stern zu nahe und sammelt genügend Masse an, kann er unter dem eigenen Gewicht zu einem Neutronenstern kollabieren. Das sei extrem selten, wäre aber der einfachste Weg, um solche Strahlungsausbrüche zu erklären. Überraschend sei noch, dass die Blitze innerhalb weniger Dutzend Nanosekunden ihre Helligkeit ändern. Ihre Quelle müsse also kleiner sein als ein Fußballfeld, eventuell nur wenige Meter groß. Auch das deute darauf hin, dass hier ein Magnetar an einem außergewöhnlichen Ort entdeckt wurde. Ihre Erkenntnisse stellen die Astronomen und Astronomen in zwei Fachartikeln in Nature und Nature Astronomy vor.

(mho)