NASA sucht nach Anwendungen für seine Astrobee-Weltraumroboter

Die NASA sucht Anwendungen für ihre Astrobee-Weltraumroboter. US-Firmen sollen dazu Vorschläge unterbreiten, die die Robotik in der Weltraumfahrt voranbringen.

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Im Vordergrund die drei Astrobees an Bord der ISS. Im Hintergrund befindet sich der NASA-Astronaut Shane Kimbrough.

(Bild: NASA)

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Die US-Weltraumagentur NASA bittet um Mithilfe bei der Suche nach Anwendungen seiner freifliegenden würfelförmigen Weltraumroboter Astrobee, die bereits seit rund sechs Jahren auf der Internationalen Raumstation ISS tätig sind. US-amerikanische Unternehmen sind als etwaige Projektpartner dazu aufgefordert, Vorschläge zu machen, wie die Astrobees eingesetzt werden können, um die Robotik im Weltraum weiter voranzubringen. Dazu hat die NASA eine Informationsanfrage angestoßen.

Die quaderförmigen Astrobee-Roboter "Bumble", "Honey" und "Queen" mit einer Kantenlänge von etwa 30 cm sind bereits seit 2018 auf der ISS im Einsatz. Die batteriebetriebenen Roboter können sich mit ihrem Propellerantrieb frei in der Schwerelosigkeit auf der Raumstation durch die einzelnen Module bewegen. Für etwa Inspektions-, einfache Wartungs-, Inventarisierungs- und Dokumentationsaufgaben sind die Roboter mit Lichtern, Kameras und Sensoren ausgestattet. Darüber hinaus besitzen sie auswechselbare Arme und Magnete, um Objekte oder sich selbst festhalten zu können. Letzteres dient dazu, während einer Aufgabe in einer stabilen Position zu bleiben.

Dabei können die Roboter einige wiederkehrende, zeitaufwendige Aufgaben – etwa Instrumentenüberwachung – autonom ausführen und so die Astronauten an Bord der ISS entlasten. Die Astrobees können jedoch auch für komplexere Aufgaben von Astronauten, Operatoren oder Forschern auf der Erde ferngesteuert werden. Tausende Teststunden konnte das Astrobee-System so mittlerweile in Hunderten Experimenten absolvieren und die Zusammenarbeit mit Menschen im Weltraum nachweisen.

Nun will die NASA noch einen Schritt weitergehen und sucht nach Anwendungen, die die Mensch-Roboter-Technik hinsichtlich etwa Wartungs- und Erkundungsaufgaben für bemannte und unbemannte Raumfahrzeuge voranbringt, die etwa im tiefen Weltraum durchgeführt werden sollen.

Erste Experimente dazu fanden bereits im Rahmen des ISAAC-Projekts (Integrated System for Autonomous and Adaptive Caretaking) statt. Mit den Astrobees wurde untersucht, wie Roboter Raumfahrzeuge, Fahrzeugsysteme und Bodenpersonal unterstützen können. Die Roboter können dabei als Begleiter und Unterstützer für Raumfahrzeuge der Mond-zu-Mars-Pläne der NASA und dem Aufbau der Gateway Lunar Space Station und des Mars Transit Habitat Vehicles eingesetzt werden, so die Idee der NASA. Dabei sind diese Unterstützungsroboter insbesondere für solche Perioden wichtig, in denen die Raumfahrzeuge unbemannt agieren.

In anderen ISAAC-Projekten wurden die Astrobees dazu genutzt, etwa die ISS robotergestützt zu vermessen und eine Schallquelle im Weltraum zu lokalisieren. Untersucht wurde auch die Navigation der Roboter zwischen den ISS-Modulen, um daraus Erkenntnisse zu gewinnen, wie zukünftige Roboter autonom Fracht zwischen Raumfahrzeugen umladen oder auf zeitkritische Störungen, wie etwa ein Leck in der Außenhülle durch einen Mikrometeoriteneinschlag, reagieren können.

An die künftigen Partner der US-Industrie sind die gestellten Anforderungen hoch: Sie müssen ihre von der NASA abgesegneten Projekte selbst finanzieren und die Kosten für Planung, den Einsatz der Astrobee-Anlagen in der Erdumlaufbahn sowie alle auftretenden Kosten für Bodeneinrichtungen und Personal selbst tragen. Die NASA will lediglich Unterstützung etwa bei der Bereitstellung der Astrobees und von Ersatzteilen sowie etwa bei der Planung und Durchführung geben. Interessierte Unternehmen können sich dafür bei der NASA mit einem 10-seitigen Antrag bewerben, der unter anderem einen Überblick über die Expertise des Unternehmens und des geplanten Astrobee-Projekts gibt.

(olb)