NASA zeigt Prototyp von Teleskop fĂĽr Gravitationswellenobservatorium LISA

Bald soll das Weltraumobservatorium LISA mit unerreichter Präzision nach Gravitationswellen suchen. Nun wurde der Prototyp eines zentralen Instruments gezeigt.

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Erleuchtetes Instrument mit goldenem Spiegel, daneben eine Person in Schutzanzug

Der Prototyp während einer Überprüfung

(Bild: NASA/Dennis Henry)

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Die NASA hat den ersten Prototypen eines der Teleskope vorgestellt, denen beim geplanten Weltraumobservatorium LISA eine zentrale Aufgabe bei der Such nach Gravitationswellen zufallen wird. Das Teleskop in Originalgröße war schon im Mai im Goddard Space Flight Center der NASA angekommen, aber erst jetzt vorgeführt. Fotos zeigen das Gerät aus einer lichtdurchlässigen Spezialkeramik des Mainzer Unternehmens Schott und den mit Gold überzogenen Hauptspiegel. Der Prototyp werde dabei helfen, die Entwicklung und den Bau der eigentlichen Geräte für das Weltraumobservatorium vorzubereiten, schreibt die NASA. Insgesamt werden sechs der Instrumente benötigt, zwei auf jedem der drei Satelliten. Alle werden mithilfe eines Lasers hochpräzise die Entfernung zu einem der anderen Satelliten ermitteln.

LISA: Prototyp eines Teleskops (5 Bilder)

Das Instrument aus der lichtdurchlässigen Spezialkeramik Zerodur mit dem goldüberzogenen Hauptspiegel (Bild:

NASA/Dennis Henry

)

LISA (Laser Interferometer Space Antenna) ist eine der ambitioniertesten Missionen der ESA. Mit der Sonde LISA Pathfinder wurde die Technik bereits getestet, dabei wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Die eigentliche Mission soll aus den besagten drei Satelliten bestehen, die 2,5 Millionen Kilometer voneinander entfernt umeinander kreisen und in denen jeweils eine Masse schwebt. Über Laser und die hochpräzisen Teleskope der NASA sollen dann die genauen Positionen dieser Massekörper vermessen werden. Damit sollen Gravitationswellen nachgewiesen werden. Weil es im All viel weniger Störquellen gibt als auf der Erde, erwarten die Verantwortlichen genauere Daten, als sie auf der Erde mit Detektoren wie LIGO gesammelt werden können. Losgehen soll es Mitte des nächsten Jahrzehnts.

Gravitationswellen wurden bereits durch Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie postuliert, aber erst seit wenigen Jahren sind sie auch tatsächlich nachweisbar. Es handelt sich um äußerst kleine Verformungen der Raumzeit, die ihren Ursprung in besonders extremen Umgebungen im Universum haben. Die Deformationen breiten sich mit Lichtgeschwindigkeit aus und werden bislang vor allem mit den Detektoren LIGO, Virgo und Kagra gefunden. Dabei handelt es sich um hochfrequente Signale, die etwa auf Kollisionen von Schwarzen Löchern zurückgehen. Im vergangenen Jahr ist dann auch der Nachweis des sogenannten kosmischen Hintergrunds aus Gravitationswellen gelungen.

Während es aber noch Jahre dauern wird, bis LISA erste Messungen vornimmt, beschäftigt sich die Wissenschaft schon länger damit, was genau von dem Observatorium zu erwarten ist. So wurde schon ermittelt, dass LISA empfindlich genug sein wird, um unter gewissen Umständen sogar Exoplaneten nachweisen zu können – in der Milchstraße und darüber hinaus. Ein Hauptziel der Mission ist aber die Suche nach Gravitationswellen, die entstehen, wenn supermassereiche Schwarze Löcher kollidieren. Die sollen verraten, wie sich diese Objekte entwickelt haben und überhaupt auf ihre immensen Massen gekommen sind. Weil es der Astronomie eine neue Dimension hinzufügt, werde es so sein, wie damals, als Stummfilme mit einem Mal Ton bekamen, verspricht LISA-Projektforscher Oliver Jennrich.

(mho)