NIPRGPT: US-Militär experimentiert mit KI-Chatbot​

In den USA bringen Air und Space Force einen Chatbot für ihre Mitarbeiter heraus, die damit verschiedene generativen KI-Modelle testen können.​

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Über NIPRGPT werden KI-Modelle unterschiedlicher Anbieter getestet. In den USA gehört das zur KI-Strategie (Data, Analytics, and Artificial Intelligence Adoption Strategy).

(Bild: Powered by Air Force Research Laboratory Information Directorate (AFRL/RI))

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Imke Stock
Inhaltsverzeichnis

Die US Air Force hat diese Woche mit NIPRGPT einen KI-Chatbot-Dienst online gestellt, den Militärangehörige der Air Force und der Space Force ausprobieren sollen. Es sei an der Zeit, dass die Mitarbeiter die "notwendige Fähigkeiten" im Umgang mit Generativer KI erwerben, heißt es vom Department of the Air Force. Im Rahmen dieses Experiments werden über NIPRGPT die KI-Modelle unterschiedlicher Anbieter getestet.

Das Ganze ist Teil der "Data, Analytics, and Artificial Intelligence Adoption Strategy" (PDF) des US-Verteidigungsministeriums, um fortschrittliche KI-Technologien schneller im Militär zu integrieren. So soll sichergestellt werden, dass die USA auch in den kommenden Jahren die Entscheidungsüberlegenheit auf dem Schlachtfeld behalten.

Wie gut GPT-4 in der Kriegsplanung ist, haben Forscher des Army Research Laboratory (ARL) im Frühjahr untersucht, als sie ihre COA-GPT (Course of Action) in virtuelle Schlachten schickten. Jetzt startet das Air Force Research Laboratory (AFRL) mit seinem Non-classified Internet Protocol Generative Pre-Training Transformer (NIPRGPT) einen Feldversuch.

NIPRGPT ist eine "experimentelle Brücke", mit der Militärangehörige verschiedene (kommerzielle) KI-Lösungen in einer gesicherten Umgebung unter realen Bedingungen testen können. Airmen, Guardians, Zivilangestellte und Auftragnehmer sollen damit verstehen, wie solche Tools ihnen bei ihrer Arbeit helfen könnten. "Jeder von uns muss lernen, die Tools zu nutzen, Abfragen durchzuführen und die besten Ergebnisse zu erzielen", sagt Alexis Bonnell, Chief Information Officer des AFRL. NIPRGPT werde dabei helfen, die Fähigkeiten und das Vertrauen in die Technologie zu erforschen und auszubauen.

Das Air Force Research Laboratory (AFRL) will mit kommerziellen Partnern zusammenarbeiten, um ihre Tools zu testen, zu integrieren und festzustellen, ob sie für die Dienste des Militärs von Nutzen sind. Collen Roller, leitender Informatiker bei AFRL, hofft auf ein großes Interesse für das Testen der verschiedenen kommerzielle Tools in Zusammenspiel mit ihrem System, den Prozessen und Sicherheitsabläufen – so könne hinterher besser über den Kauf entschieden werden.

Nutzer können über die Plattform Feedback abgeben; das soll bei der Entwicklung von Richtlinien helfen und fundierte Gespräche mit Anbietern ermöglichen. Die Erkenntnisse von Personen, die den Problemen im Einsatz und Dienst am nächsten seien, würden für "zukünftige Politik-, Beschaffungs- und Investitionsentscheidungen" verwendet. Dabei werden auch Schlüsselmetriken wie Recheneffizienz, Ressourcennutzung und die Sicherheitskonformität näher betrachtet.

NIPRGPT ist Teil der "Dark Saber"-Softwareplattform der US Air Force. Mit Dark Sabre sollen Software und Einsatzfähigkeiten der nächsten Generation entwickelt werden, die schnell für die Streitkräfte eingesetzt werden können.

Nicht nur die US Army, Air Force und Space Force experimentieren mit Large Language Models. Auch die US Navy beschäftigt sich mit dem Thema. So ist seit Sommer 2023 die KI Amelia (PDF) im Ticket-Support-Dienst der Navy im Einsatz. Es handelt sich um einen Chatbot, der nicht nur für die Ticketerstellung zuständig ist, sondern dem Nutzer bei häufig gestellten Fragen und Problemen in Bezug auf Navy-Systeme helfen soll. Weiß Amelia nicht weiter, würde das Problem an einen menschlichen Help-Desk-Mitarbeiter weitergereicht.

Am 26. März 2024 beantragte die Navy den Markennamen "NavyGPT" und führte zur Beschreibung der Marke aus, dass es sich dabei um eine "Herunterladbare Computersoftware mit generativer künstlicher Intelligenz, großen Sprachmodellen und maschinellem Lernen für allgemeine Textgenerierung, Softwarecodegenerierung, Informationsabruf, Übersetzung verschiedener Sprachen, Textzusammenfassung, Bearbeitung, Korrekturlesen, Kreativität und Kontextverständnis" handeln würde. Das digitale Wettrüsten mit Künstlicher Intelligenz scheint in den USA noch mehr Fahrt aufzunehmen – zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

(mack)