OpenAI will für 51 Millionen US-Dollar neuromorphe Chips kaufen

OpenAI plant laut einer Absichtserklärung den Kauf von Chips, die Teilen des Gehirns nachempfunden sind. Doch es gibt einen drohenden Interessenkonflikt.

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(Bild: cherezoff / Shutterstock.com)

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OpenAI ist Medienberichten zufolge am Kauf sogenannter neuromorpher Chips interessiert, deren Aufbau menschlichen Nervennetzen ähnelt. Das KI-Unternehmen habe eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben, die den Kauf sogenannter Neural Processing Units (NPUs) im Wert von 51 Millionen US-Dollar von dem KI-Start-up Rain Neuromorphics vorsieht, sobald diese verfügbar sind. Die jetzt bekannt gewordene Vereinbarung könnte allerdings im Falle eines tatsächlichen Kaufs einen Interessenkonflikt auslösen.OpenAI-Chef Sam Altman hat privat mindestens eine Million US-Dollar in Rain gesteckt – auf der Webseite wird er folglich als namhafter Unterstützer aufgeführt.

Rain wirbt damit, dass seine NPUs eine 100 Mal höhere Rechenleistung erzielen und für KI-Trainingszwecke eine bis zu 10.000 Mal höhere Energieeffizienz aufweisen sollen als die bislang überwiegend verwendeten GPU-Beschleuniger, primär von Nvidia. Altman selbst wurde in einer Pressemitteilung des Unternehmens im Jahr 2022 damit zitiert, dass die NPUs die Kosten für KI-Modelle erheblich senken und Wegbereiter für eine AGI, also einer Artificial General Intelligence, sein könnten, die intelligenter als der Mensch sein sollen. Für Oktober 2024 werde mit der ersten Auslieferung gerechnet.

Rain beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. Die Rain-NPU soll RISC-V-Prozessorkerne mit integriertem Resistive RAM (ReRAM oder RRAM) kombinieren. ReRAM ist eine Alternative zum bisher gängigen SRAM, hat aber zwei Vorzüge: Die Speicherzellen bestehen aus einem Transistor und Widerstand, mit dem die Daten auch nach dem Ausschalten erhalten bleiben, wie bei SSDs. Außerdem können die Speicherzellen einfache Logikoperationen durchführen (In-Memory Computing). Eine allein ist leistungsmäßig nutzlos, in großer Zahl sollen sie aber wie Gehirnzellen arbeiten.

Bisher sind das allerdings nur Versprechen. Unternehmen forschen schon seit vielen Jahren an hirnähnlichen Computern und auch an ReRAM. Zu den ReRAM-Forschern zählen etwa Crossbar und Weebit – ein Durchbruch blieb bislang aber aus. Vor allem jedoch wollen schon zahlreiche Start-ups bessere KI-Beschleuniger als Nvidia entworfen haben, die meistens aber nur in Teilaspekten besser sind – wenn überhaupt.

Altman hat im Rahmen einer sogenannten Serie-A-Finanzierung schon Anfang 2022 Geld in Rain investiert. Dass nun OpenAI, dem Altman als Geschäftsführer vorsteht, an dem er aber keine Anteile hat, die Produkte genau dieses Unternehmens kaufen möchte, könnte einen Interessenkonflikt auslösen. Bisher verwendet OpenAI Trainingssysteme des Partners Microsoft, der wiederum auf GPU-Beschleuniger von Nvidia setzt, einschließlich der aktuellen H100.

Altmans kurzzeitige Entlassung als CEO war vor einigen Wochen damit begründet worden, dass er dem Aufsichtsrat von OpenAI Informationen vorenthalten haben soll. Ob die jetzigen Erkenntnisse damit in Verbindung stehen, ist allerdings unklar.

Rain wiederum muss sich aktuell der Herausforderung stellen, dass US-Behörden aus Gründen der nationalen Sicherheit verlangen, dass ein Investmentfonds mit Verbindungen nach Saudi-Arabien seine Anteile an dem Unternehmen verkauft. Prosperity7 Ventures spielte eine entscheidende Rolle bei einer der jüngsten Finanzierungsrunden für Rain.

(mki)