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NRW-Polizei will mit "Internetwache" besser erreichbar sein

Andreas Wilkens

Innenminister Wolf meint, der Amoklauf von Emsdetten habe gezeigt, dass eine "Kultur des Hinsehens" nötig sei. Ab sofort kümmern sich LKA-Mitarbeiter rund um die Uhr um die eingehenden Hinweise auf Straftaten.

Mit einer neuen "Internetwache [1]" will Nordrhein-Westfalens Polizei ab sofort noch besser erreichbar sein. Bei der Vorstellung heute in Düsseldorf sagte Innenminister Ingo Wolf, "der Amoklauf in Emsdetten [2] hat deutlich gemacht, dass wir eine Kultur des Hinsehens brauchen". Der Amoktäter sei nicht erkannt worden, obwohl seine Texte und Bilder im Internet von Gewalt geprägt waren. "Wer im Internet jedoch Anzeichen für einen möglichen Amoklauf bemerkt, darf sich nicht scheuen, sofort die Polizei zu verständigen", rät der Innenminister. Die Täter befänden sich zumeist in einer psychischen Ausnahmesituation und bräuchten rasch professionelle Hilfe.

Bei bisherigen Online-Strafanzeigen sei eine prompte Bearbeitung nicht gewährleistet gewesen, sagte [3] Wolf. Ab sofort nehmen vier Mitarbeiter des Landeskriminalamtes (LKA) rund um die Uhr Hinweise auf Straftaten entgegen. Schon erste Ankündigungen von Gewalttaten könnten nun online gemeldet und direkt bewertet werden, sagte Wolf heute. Die Ermittlungen erfolgen dann sofort durch die örtlichen Polizeibehörden.

Bereits seit 2004 kann in NRW online Anzeige erstattet werden. "Gerade jüngere Leute sind eher bereit, Hinweise über das Internet zu geben", sagte Wolf. Die Hemmschwelle sei geringer, als etwa zu einer Wache zu gehen oder anzurufen. Im Sommer vorigen Jahres hatte Wolf die Internetwache als Erfolg bewertet [4]. Bis dahin waren mehr als 63.000 E-Mails eingegangen, davon 46.000 Strafanzeigen, 10.200 Bewerbungen für den Polizeidienst und 1400 Beschwerde- und Lobschreiben. Nun ist die Rede von 61.000 Anzeigen.

Wie wichtig jeder Hinweis sein könne, zeige das Beispiel eines Schülers aus Paderborn, der Mitte Dezember in einem Chatroom mehrere Mitschüler bedroht und angekündigt habe, er wolle sie am nächsten Tag "erschießen". Die Polizei habe knapp zwei Stunden später den 18-jährigen Tatverdächtigen festgenommen. In seinem Zimmer seien Schreckschusswaffen samt Munition, Böller, gewaltverherrlichende Computerspiele und Messer sichergestellt worden. Nach einer ärztlicher Untersuchung sei der 18-Jährige in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. "Mit dem erweiterten Angebot der Polizei kommen wir den Internetnutzern und ihrem Kommunikationsverhalten entgegen, um solche Gewalttaten zu verhindern", betonte Wolf. (anw [5])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-130724

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.polizei.nrw.de/internetwache
[2] https://www.heise.de/news/Neue-Forderungen-nach-Verbot-von-Killerspielen-119599.html
[3] http://www.im.nrw.de/pm/040107_1030.html
[4] https://www.heise.de/news/NRW-Innenminister-zieht-positive-Bilanz-fuer-Internetwache-142657.html
[5] mailto:anw@heise.de