NSA-Affäre: EU fordert von USA konkrete Taten für mehr Datenschutz

Mit der NSA-Affäre ist das Vertrauen der EU in die USA geschwunden. Nun versuchen US-Abgeordnete, die Wogen zu glätten. Bei ihrem Besuch in Brüssel bekamen sie eine Menge Forderungen zu hören: Auf Worte müssten Taten folgen.

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Von
  • dpa

In der NSA-Affäre fordert die EU-Kommission von den USA konkrete Schritte für einen besseren Datenschutz. Beim Besuch einer US-Delegation am Dienstag in Brüssel bekräftigte EU-Justizkommissarin Viviane Reding ihre Forderung, dass Europäer in den USA gleiche Datenschutzrechte haben müssten wie Amerikaner in Europa. Laut einer Prüfung der EU-Kommission halten sich die Amerikaner in Bereichen, wo es bereits Abkommen gibt, daran.

Die EU will durch neue Vereinbarungen die USA zu einem sorgsameren Umgang mit Daten bringen. Das Ziel laute, bis kommenden Sommer ein umfassendes Abkommen zum Datenschutz bei der transatlantischen Zusammenarbeit von Polizei und Justiz zu erreichen, sagte Reding. Dafür müssten die USA die notwendigen Gesetzesänderungen "eher früher als später" vornehmen. Die EU-Kommissarin betonte: "Ich hoffe, dass Worte jetzt zu Taten werden."

NSA-Skandal

Die NSA, der britische GCHQ und andere westliche Geheimdienste greifen in großem Umfang internationale Kommunikation ab, spionieren Unternehmen sowie staatliche Stellen aus und verpflichten Dienstleister im Geheimen zur Kooperation. Einzelheiten dazu hat Edward Snowden enthüllt.

Die EU-Kommission stellt aber trotz heftiger Kritik die bestehenden Datenschutzabkommen mit den USA nicht infrage. In der Praxis halte Amerika beim Zugriff auf Daten europäischer Bankkunden und Fluggäste die mit den Europäern geschlossenen Vereinbarungen ein. Zu diesem Ergebnis kommt die EU-Behörde in einem Bericht, der am heutigen Mittwoch veröffentlicht werden soll. Das verlautete aus Kommissionskreisen. Die Prüfung habe "keinen Hinweis auf einen Rechtsbruch" ergeben.

Die EU-Kommission hält auch an der "Safe Harbor"-Vereinbarung mit den USA fest. Diese erlaubt es Unternehmen, personenbezogene Daten von EU-Bürgern legal in die USA zu übermitteln – obwohl die USA kein dem EU-Datenschutz vergleichbares Niveau haben. Allerdings empfiehlt Brüssel bis Sommer 2014 mehr als ein Dutzend Verbesserungsvorschläge. Grundlage für "Safe-Harbor" sind Selbstverpflichtungen von US-Firmen, den Datenschutz zu beachten. Reding nannte "Safe Harbor" im Sommer "eher ein Schlupfloch denn eine Absicherung unserer Bürger".

Die US-Abgeordneten um den demokratischen Senator Chris Murphy bemühten sich bei ihrem Besuch um Schadensbegrenzung. Bei einer Anhörung im Europaparlament sagte Murphy zu, dass die USA auf Europa zugehen werden. "Ich denke, es gibt breite Übereinstimmung, dass es mehr Transparenz und mehr Schutzmaßnahmen geben muss." Beide Seiten könnten miteinander reden, "ohne dass bestehende Abkommen mit den europäischen Partnern gekündigt werden müssen". Auch die Gespräche über eine transatlantische Freihandelszone sollten weitergehen. Die US-Delegation hatte am Montag bereits in Berlin politische Gespräche geführt und sich um eine Annäherung bemüht.

Aus dem Europaparlament gibt es immer wieder Forderungen, die Abkommen mit den USA zu kündigen. Die SPD-Europaabgeordnete Birgit Sippel kritisierte den "Kuschelkurs der EU-Kommission" gegenüber den USA. "Die EU-Kommission übt sich in diplomatischen Verrenkungen statt klare Worte zu finden", schrieb Sippel. (mho)