Nach Bespitzelung von Smartphones: Spaniens Geheimdienstchefin tritt ab

Katalanische Politiker wurden mit der Spyware Pegasus bespitzelt. Die Spionagesoftware wurde später auch auf Geräten ranghoher spanischer Politiker entdeckt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 14 Kommentare lesen
Pegasus: iOS- und Android-Spyware soll jetzt Daten aus Cloud-Services stehlen können

(Bild: Shutterstock / Motortion Films)

Lesezeit: 2 Min.

Die Bespitzelung katalanischer Separatisten mittels der auf Smartphones installierten Spähsoftware Pegasus droht in Spanien eine Regierungskrise auszulösen. Die Chefin des Geheimdienstes CNI, Paz Estebán, wurde deshalb entlassen. Dies teilte Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles mit, die selbst in der Kritik steht. Sie vermied laut Medienberichten aber, die Bespitzelungsaktion zu erwähnen, und wollte auch nicht von einem Rauswurf sprechen. Nachfolgerin von Estebán wird eine weitere langjährige Geheimdienstlerin, Esperanza Casteleiro.

In Spanien reagiert eine Minderheitsregierung, die auf die Stimmen der katalanischen Separatisten angewiesen ist. Diese hatten zuletzt den Entzug ihrer Unterstützung angedroht, wenn der entdeckte Lauschangriff auf Mobiltelefone keine Konsequenzen nach sich zieht.

Die umstrittene Spähsoftware Pegasus der israelischen NSO Group war vor zwei Jahren nach Recherchen der Zeitungen Guardian und El Pais auf Geräten katalanischer Politiker entdeckt worden. Sicherheitsexperten des Citizen Labs an der Universität Toronto fanden heraus, dass mindestens 63 Personen der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung zwischen den Jahren 2017 und 2020 Ziele des Lauschangriffs mit Pegasus waren. Estebán räumte vergangene Woche vor einem Ausschuss ein, dass 18 Mitglieder der Bewegung, darunter der derzeitige Regionalpräsident Pere Aragonès, vom spanischen Geheimdienst überwacht wurden.

Weiterer Druck auf den Geheimdienst entstand durch die Enthüllung, dass auch die Mobiltelefone von Premierminister Pedro Sánchez, Verteidigungsministerin Robles und Innenminister Fernando Grande-Marlaska im vergangenen Jahr mittels der Pegasus-Spyware bespitzelt wurden. Dies wurde erst nach etwa einem Jahr und infolge der katalanischen Spitzelaffäre entdeckt. Angeblich könnte Marokko dahinterstecken.

(mki)