Nach Bombenanschlägen am Ostersonntag: Sri Lanka blockiert soziale Medien

Nach einer Anschlagsserie blockiert die Regierung den Zugriff auf Messenger-Dienste und soziale Medien. Damit sollen Falschmeldungen eingedämmt werden.

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Soziale Netzwerke

(Bild: dpa, Michael Kappeler/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

In Sri Lanka verübten Unbekannte am Ostersonntag Bombenanschläge auf Luxushotels und christliche Kirchen, bei denen nach derzeitigem Stand mindestens 207 Menschen getötet und mehr als 500 verletzt worden sein sollen, darunter womöglich 30 Ausländer. Daraufhin ließ die Regierung den Zugriff auf Social-Media- und Messenger-Dienste wie Facebook und WhatsApp vorübergehend blockieren. Die Maßnahme soll das Verbreiten von Gerüchten und gezielten Falschmeldungen eindämmen.

Gegen 9 Uhr morgens (Ortszeit) detonierten an mehreren Orten des südasiatischen Inselstaates kurz hintereinander mindestens acht Sprengsätze. Der Verteidigungsminister sprach von terroristischen Anschlägen – wer dahinter steckt, ist derzeit aber noch nicht klar. Die Regierung verhängte eine Ausganssperre bis zum Montag.

Kurze Zeit nach den Anschlägen unterband die Regierung zudem die Nutzung von Social-Media-Websites, darunter ausdrücklich Facebook und Instagram. Berichte von Benutzern bestätigen dieses Verbot. Außerdem sollen YouTube und WhatsApp nicht erreichbar sein, meldet die Washington Post. Jedoch berichten andere Nutzer, dass sie weiterhin per WhatsApp sowie per Snapchat kommunizieren könnten. Premierminister Ranik Wickremesinghe rief per Twitter dazu auf, keine unbestätigten Berichte und Spekulationen über die Vorfälle zu verbreiten.

Die Washington Post zitiert auch einen Forscher aus der Hauptstadt Colombo, der Nachrichten in sozialen Medien auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht. Nach den Anschlägen sind laut seiner Beobachtung rasch zahlreiche unbestätigte Behauptungen über die Zahl der Opfer in Umlauf gebracht worden, vornehmlich auf Facebook und Twitter. Darunter sei etwa ein indischer Medienbericht, der von muslimischen Selbstmordattentätern sprach, sowie eine Meldung über einen angeblichen Geheimdienstbericht, der vor einem Anschlag gewarnt haben soll.

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Die US-Organisation Freedom House warnt in ihrem Jahresbericht zur Netzfreiheit vor einem zunehmenden "digitalen Autoritarismus".

Nach Aussagen des Forschers würden im Zuge der Anschläge zahlreiche neue Twitter-Konten angelegt, über die dann Spekulationen verbreitet würden. Auch beobachte er viele Facebook-Posts, die die Richtlinien des sozialen Netzwerks verletzten. Er melde solche Beiträge den jeweiligen Unternehmen, die sich darum kümmerten und sich in "erhöhter Alarmbereitschaft" befänden.

Bereits 2018 waren in Sri Lanka während Unruhen soziale Medien blockiert worden – dies habe jedoch die Unruhen damals nicht eindämmen können, sagte der Forscher. Nach einem Terroranschlag in Neuseeland auf zwei Moscheen in Christchurch im März dieses Jahres waren die großen Internet-Konzerne kritisiert worden, weil sie nicht genug gegen die Verbreitung von Propaganda und Falschmeldungen in ihren Netzwerken tun würden.

(tiw)