Nach Reparatur aus 22 Lichtstunden Entfernung: Voyager 1 schickt Forschungsdaten

Monatelang hat Voyager 1 nur Datenmüll gesendet, zwischenzeitlich sah es so aus, als müsste die Sonde aufgegeben werden. Jetzt forscht sie wieder.

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Voyager-Sonde vor blauem Sternenhimmel

(Bild: Caltech/NASA-JPL)

Lesezeit: 4 Min.

Einen Monat nach der gelungenen Reparatur hat die Weltraumsonde Voyager 1 der NASA jetzt auch wieder wissenschaftliche Daten zur Erde gesendet. Das teilte die US-Weltraumagentur mit und erklärt, es handele sich um Daten, die zwei der vier noch funktionierenden Instrumente gesammelt haben. Die anderen beiden Geräte müssten erst noch rekalibriert werden, das soll in den kommenden Wochen geschehen

Dass Voyager 1 seine Forschungsarbeit wieder aufgenommen hat, ist ein enormer Erfolg für die NASA, der noch vor wenigen Wochen nicht unbedingt zu erwarten war. Die am weitesten von der Erde entfernte Sonde hatte im Herbst begonnen, nur noch Datenmüll zu senden und lange war unklar, ob sich der Fehler aus der Entfernung würde beheben lassen.

Nachdem Voyager 1 seit April wieder verständliche Daten zur Erde geschickt hat, haben die Verantwortlichen die Sonde am 17. Mai beauftragt, wieder Daten des Plasmawellensystems (PWS) und des Magnetometers (MAG) zu sende, schreibt die NASA. Weil ein Signal mehr als 22 Stunden bis zur Sonde benötigt, mussten sie dann fast zwei Tage warten, bis die positive Rückmeldung auf der Erde ankam. Beide Instrumente liefern seitdem wieder verwendbare Daten, als Nächstes sollen jetzt das Subsystem für kosmische Strahlen (CRS) und das Instrument für niedrig energetische geladene Teilchen (LECP) in Betrieb genommen werden. Die restlichen sechs Instrumente sind nicht mehr funktionsfähig oder wurden längst abgeschaltet.

Dass Voyager 1 nur noch Datenmüll sendet, hat die NASA im Dezember mitgeteilt. Verantwortlich war mit dem FDS einer von drei an Bord befindlichen Computern. Der ist dafür zuständig, Daten von den wissenschaftlichen Instrumenten einzusammeln und zusammen mit technischen Informationen in Pakete zu packen, die zur Erde geschickt werden. Das klappt nicht mehr und in der Folge kam auf der Erde nur noch ein Trägersignal an, das bestätigt, dass die Sonde aktiv ist. Außerdem konnte bestätigt werden, dass die Sonde Befehle von der Erde empfängt. Anfang März war die Sonde dann mit einem Signal "angestupst" worden und hat überraschend mit einem kompletten Speicherabbild geantwortet. Das war die entscheidende Hilfe bei der Suche nach der Ursache.

Ermittelt wurde danach, dass ein Teil des Speichers an Bord kaputt ist. Ein einzelner Chip ist beschädigt und als Gegenmaßnahme wurde schließlich entschieden, den dort abgelegten Code an anderer Stelle im sogenannten Flight Data Subsystem (FDS) abzulegen. Weil aber kein einzelner Bereich dafür groß genug ist, musste man den aufteilen und jegliche Referenzierung darauf entsprechend anpassen. Außerdem mussten die Verantwortlichen dafür sorgen, dass der Bereich trotz der physischen Teilung weiterhin wie ein Ganzes funktioniert. Die ersten Anweisungen dafür wurden am 18. April geschickt – und dann hieß es warten. Erst nach 45 Stunden war klar, dass das Vorgehen funktioniert hat.

Angesichts der sich über Monate hinziehenden, schwierigen Fehlersuche und des Alters der Sonde waren bereits immer pessimistischere Worte zu ihrem Schicksal zu hören waren. Teilweise wurden gar schon Abgesänge veröffentlicht. Das Team gab sich zwar optimistisch, aber mit zunehmender Zeit schien es durchaus möglich, dass das Ende der Mission erreicht wurde. Anders als bei jüngeren Sonden gibt es für dieses alte Modell keine Simulatoren auf der Erde, das Team muss jahrzehntealte Anleitungen auf Papier finden und durchforsten. Viele der Menschen, die das Gerät einst entwickelt und gebaut haben, sind längst im Ruhestand oder gestorben. Voyager 1 und ihre Schwestersonde Voyager 2 sind die ältesten noch aktiven Sonden der NASA.

1977 gestartet, konnten die Sonden für ihre Reise eine seltene Konstellation ausnutzen, in der die vier größten Planeten des Sonnensystems einander besonders nahekamen. Beide besuchten den Jupiter und holten an ihm Schwung zum Saturn, wo sich ihre Wege trennten: Voyager 1 katapultierte sich dort hinaus aus der Ebene des Sonnensystems, Voyager 2 nahm Kurs auf Uranus und Neptun. Vorgesehen war ursprünglich lediglich eine vierjährige Mission; inzwischen sind sie 46 Jahre unterwegs und noch immer aktiv. Das Voyager-Programm gehört zu den größten Erfolgen der NASA. Zuletzt erreichten die Voyager-Zwillinge den interstellaren Raum. Voyager 2 funktioniert weiterhin normal.

Update

Angabe zum übermittelten Befehl korrigiert.

(mho)