Datenschutz und Zahlungsmoral: Tutoren kritisieren Nachhilfe-Startup Gostudent

Tutoren des Nachhilfe-Startups Gostudent erheben schwere Vorwürfe gegen die Plattform: Es ist von Datenschutzverstößen und verspäteten Lohnzahlungen die Rede.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Tutoren der österreichischen Online-Nachhilfe-Plattform Gostudent werfen dem Unternehmen Datenschutzverstöße vor. Außerdem sollen Gehälter nicht rechtzeitig ausgezahlt und Kündigungen der Tutoren nur langsam bearbeitet worden sein, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf interne Aufzeichnungen. In einem 75 Minuten langen Zoom-Meeting hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der digitalen Nachhilfeplattform demnach die Möglichkeit, Fragen an das Management zu stellen.

Dem Bericht zufolge haben sich rund 130 Tutoren in einer Whatsapp-Gruppe zusammengeschlossen, sammelten Kritik und Verbesserungsvorschläge und gaben diese an Gostudent weiter. Auf die Vorschläge sei das Unternehmen jedoch nicht eingegangen. Die Tutoren beklagen zu geringe Absprachen – sowohl zwischen dem Unternehmen und den Tutoren als auch zwischen dem Unternehmen und den Eltern. Mehrere von ihnen seien "immer wieder abgewürgt" worden, wenn sie Kritik vorbrachten.

Die Tutoren haben daraufhin eine Petition mit Forderungen initiiert, die inzwischen über 370 Unterstützer hat. Zu den Forderungen gehören unter anderem Ehrlichkeit, die fristgerechte Bearbeitung von Kündigungen der Tutoren, pünktliche Gehaltszahlungen, faire Verträge und eine funktionierende Webseite.

Als Reaktion etablierte Gostudent im Januar ein monatliches "Ask us anything"-Format, das nach Angaben einiger Tutoren nur leichte Verbesserungen gebracht haben soll. Zudem heißt es, kritische Tutoren seien nach einem Treffen gekündigt und ihre Namen in einer Whatsapp-Gruppe veröffentlicht worden – was eine vom Handelsblatt konsultierte Juristin für datenschutzrechtlich fragwürdig hält. Das Unternehmen spricht von einem Versehen.

Zudem steht der Vorwurf im Raum, ein Gostudent-Mitarbeiter habe gedroht, die IP-Adressen der Petitionsersteller herausfinden zu wollen. Eine Sprecherin sagte dem Handelsblatt, "dass die Verfolgung von IP-Adressen zu keinem Zeitpunkt vorgesehen war". Vorwürfe, Löhne nicht rechtzeitig auszuzahlen und einen bestehenden Tutorenmangel weist das Unternehmen zurück. In der Vergangenheit seien Löhne zwar zu spät ausgezahlt worden, dies sei inzwischen allerdings nicht mehr der Fall.

Doch nicht nur Tutoren, auch Gewerkschafter und Arbeitsrechtler kritisieren demnach "intransparente Änderungen der allgemeinen Geschäftsbedingungen" (AGB) zum Nachteil von Kunden und Tutoren. So müssten Nachhilfekräfte den Änderungen der AGB nicht zustimmen. Außerdem habe Gostudent nicht transparent angekündigt, dass die Stunden der Nachhilfeschüler verfallen, sobald sie die monatlich gebuchten Stunden nicht aufgebraucht haben. Zuvor konnten Stunden in den Folgemonat übertragen werden.

Seit Wochen soll das Start-up, dessen Bewertung derzeit bei ungefähr drei Milliarden Euro liegt, laut dem Handelsblatt bereits in der Kritik stehen. Tutoren hatten Gostudent unter anderem mangelnde Qualität und zu geringe Hürden bei den Einstellungstests vorgeworfen. Zwar gebe es ein mehrstufiges Aufnahmeverfahren, jedoch hätten die Bewerber die Möglichkeit, Lösungen während des Aufnahmeverfahrens zu googeln. Ebenfalls müssten die Bewerber nicht nachweisen, Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu haben.

(mack)