Nachruf: BASIC-Miterfinder Thomas E. Kurtz verstorben
Der Mathematiker hat nicht nur BASIC mitentwickelt, sondern auch das erste System, mit dem mehrere Personen gleichzeitig am selben Computer arbeiten können.​
Am 12. November 2024 verstarb Thomas Eugen Kurtz, Professor fĂĽr Mathematik und bekannt als Miterfinder der Programmiersprache BASIC, "peacefully" im Alter von 96 Jahren. Das berichtet ein Nachruf des Knox College in Illinois, an dem Kurtz 1950 seinen ersten akademischen Abschluss erwarb.
Der 1928 geborene Kurtz promovierte später in Princeton und lehrte dann am Dartmouth College in New Hampshire, wo er gemeinsam mit John Kemeny und Mary Kenneth BASIC entwickelte. Die Sprache entstand im Rahmen des Dartmouth Time-Sharing Systems (DTSS), eines Betriebssystems zum Teilen von Computer-Ressourcen, um allen Studentinnen und Studenten der Uni die Computernutzung zu ermöglichen. Mit DTSS konnten mehrere Anwender gleichzeitig an einem Rechner arbeiten – damals ein Novum. BASIC (Beginners All-purpose Symbolic Instruction Code) sollte den Studierenden den Zugang zum Computer erleichtern, da es wesentlich einfacher strukturiert war als die gängigen Sprachen in den frühen 60er-Jahren wie FORTRAN oder ALGOL. Der Name der Sprache war gleichzeitig ihr Programm: "We wanted a word that was simple but not simple-minded", erklärte Kurtz im Nachhinein. Zur schnellen Verbreitung der Sprache hat beigetragen, dass sich die Universität entschied, sie der Allgemeinheit kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Das erste BASIC-Programm startete in Dartmouth am 1. Mai 1964 (die Sprache feiert dieses Jahr ihr 60. Jubiläum) und umfasste circa neunzig Zeilen Code. BASIC bestand ursprünglich aus vierzehn einfachen Befehlen wie PRINT, LET, IF, THEN, FOR, NEXT, INPUT, END und dem bei Entwicklern verachteten, aber für Anfänger hilfreichen GOTO. Es erzeugt bei längeren Programmen unübersichtlichen Spaghetti-Code. Edsger Dijkstra, ein Wegbereiter der strukturierten Programmierung, bemängelte 1975, dass es nahezu unmöglich sei, Studierenden gutes Programmieren beizubringen, die vorher mit BASIC in Berührung gekommen waren.
True und Microsoft Basic
BASIC verbreitete sich rasant in der Bastelcomputer-Szene der 70er-Jahre, und auch die ersten Microcomputer nutzen es. Bill Gates und Microsoft starteten 1976 ihre Karriere mit dem kommerziellen Microsoft BASIC, einige Jahre vor MS-DOS. Letzteres trug aber ab 1981 zur weiteren Verbreitung von Microsoft BASIC bei, da die Programmiersprache fester Bestandteil des Betriebssystems war. Immer mehr kommerzielle und freie Dialekte von BASIC entstanden, die Liste bei Wikipedia ist lang, und nicht alle entsprachen dem Geschmack der Erfinder. Kurtz und Kemeny entschlossen sich daher 1983, eine eigene Variante, True Basic, auf den Markt zu bringen. Dieses wies modernere, stärker strukturierende Elemente auf wie IF … THEN … ELSE, DO … LOOP oder EXIT DO, um der GOTO-Falle zu entgehen. Es war von Beginn an plattformübergreifend konzipiert für DOS/Windows, Mac und Unix/Linux, allerdings im Verkauf nicht sonderlich erfolgreich. Noch heute lässt es sich über die Webseite erwerben.
In den Neunzigern verlor BASIC zunehmend an Bedeutung gegenĂĽber Sprachen wie C und Pascal. Auch Microsoft entfernte sich mit Visual Basic immer weiter vom Original weg, bis mit Visual Basic .NET 2002 ein endgĂĽltiger Bruch erfolgte.
1988 zog sich Kurtz aus öffentlichen Verpflichtungen zurück und widmete sich bis zu seinem Ruhestand 1993 der Lehre in seinem Fach Mathematik. Er hinterlässt seine Ehefrau Agnes, 3 Kinder, 9 Enkel und 17 Urenkel.
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