Napster-Klon aus Korea unter juristischem Beschuss

Die Erfinder der Peer-to-Peer-Software Soribada sehen sich von Schadenersatzzahlungen und schlimmstenfalls einer Haftstrafe bedroht.

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Von
  • Clemens Gleich

Napster scheint im Vergleich zu seinem koreanischen Klon Soribada noch recht glimpflich davongekommen zu sein. Dessen Betreiber haben nach Berichten der Associated Press richtig Ärger mit der Musikindustrie bekommen. Sogar eine Haftstrafe wurde dem Brüderpaar Yang in Aussicht gestellt.

Il-Hwan und sein kleiner Bruder Jung-Hwan, die den Peer-to-Peer-Musiktausch auf die Beine gestellt haben und auch die Software dazu entwickelten, sollen umgerechnet etwa 43.000 Euro zahlen. Obendrein droht ihnen ein Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren. Die Geschwister sehen sich unschuldig: "Wir sind keine Verbrecher." Sie wollten nur ein "eigenes Napster für Südkorea". Die Technik sei nur ein Kommunikationsmedium, für dessen Missbrauch nicht die Erfinder zur Verantwortung gezogen werden könnten. Il-Hwan argumentiert mit dem Telefon: "Wenn jemand vertrauliche Informationen über das Telefon nach außen dringen lässt, macht sich die Telefongesellschaft dann zu einem Komplizen?" Die Yangs haben Bae, Kim & Lee, eine große Anwaltsfirma in ihrem Heimatland, angeheuert, um ihre Interessen vor Gericht zu vertreten. Soribada, grob übersetzt "Meer des Klangs" soll ihrer Meinung nach die CD-Verkäufe nicht beeinträchtigen. Die Verkaufszahlen der Plattenhersteller sind auch weiterhin steigend. Die Audioindustrie ist da ganz anderer Ansicht. Zwar könne sie den Schaden nicht quantifizieren, aber sie ist sich sicher, dass er irgendwo vorhanden ist.

Schon im Februar hatte das erst ein Jahr alte Tauschnetzwerk mit einer Klage über 500 Millionen US-Dollar zu kämpfen. Die Yang-Brüder überlegen nun, dem Beispiel des Vorbilds Napster zu folgen und den Dienst in Zukunft zu verkaufen. Ihre bisherigen Finanziers waren MP3-Player-Hersteller, die auf den Soribada-Seiten ihre Elektronik anpriesen. Verdient hätten die beiden nach eigenen Aussagen dabei "so viel wie die meisten Büroarbeiter". Die 28- und 32-Jährigen wohnen noch bei ihren Eltern. (cgl)