Napster-Start in Deutschland

Die legale Reinkarnation des einstigen Peer-to-Peer-Rebellen öffnet in Deutschland seine Pforten.

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Von
  • Sven Hansen

Zwei Jahre nach dem US-Start eröffnet morgen das legale Remake des einstigen Peer-to-Peer-Dienstes Napster auch in Deutschland seine Pforten. Kunden sollen im Rahmen eines Abo-Modells für 10 Euro monatlich auf einen Katalog von 1,5 Millionen Titeln zugreifen können. Wie beim alten Napster gilt: man kann herunterladen, so viel man will.

Während zu alten P2P-Zeiten ungeschützte MP3-Dateien zwischen den einzelnen Nutzern ausgetauscht wurden, liefert der legale Napster mit digitalem Rechtemanagement (DRM) geschützte WMA-Dateien mit 192 kBit/s von einem zentralen Server aus. Das Microsoft-DRM sorgt dafür, dass alle heruntergeladenen Titel nicht mehr abspielbar sind, sobald das Napster-Abo gekündigt wird – die Musik ist nur gemietet. Eine dauerhafte Online-Verbindung ist nicht nötig, allerdings muss der Client einmal monatlich Kontakt zum Napster-Server aufnehmen, um die Gültigkeit des Abonnements zu überprüfen.

Die Mietmusik lässt sich nicht auf Audio-CDs brennen, die notwendigen Rechte lassen sich jedoch zum üblichen Preis von 99 Cent pro Titel beziehungsweise 9,95 Euro pro Album nachkaufen. Derart erworbene Musik bleibt auch nach einer Kündigung abspielbar.

Das Basis-Abo für 10 Euro erlaubt die Freischaltung von bis zu drei Rechnern mit Windows XP/2000, auf denen der Napster-Client installiert sein muss. Mac- oder Linux-User sind daher außen vor. Für 15 Euro pro Monat gibt es das Napster-to-go-Abo, das das Übertragen der Mietmusik auf bis zu zwei mobile Player erlaubt. Um ein "Player-Hopping" zu verhindern, lässt sich nur alle 30 Tage ein Porti abmelden, falls man das Player-Kontingent ausgeschöpft hat.

Während in den Napster-Shops in den USA und den Vereinigten Königreichen Titel aller Major-Labels und zahlreicher Indies angeboten werden, scheint es in Deutschland bis zur letzten Minute Unsicherheiten über die Teilnahme eines Majors zu geben. EMI und Napster konnten sich bislang offiziell unbestätigten Berichten zufolge derzeit nicht über die Höhe der fälligen Lizenzgebühren einigen. Napster bedauerte in einer offiziellen Stellungnahme das fehlen EMIs: "Napster ist der Auffassung, dass man Musik-Fans ein preislich attraktives Angebot unterbreiten muss", erklärte Deutschlands Napster-Chef Thorsten Schliesche, "Wir werden manche Musik nicht anbieten können, wenn dies eine Anhebung der Abo-Gebühren für unsere Kunden zufolge hätte."

In EMIs Europazentrale in London wollte man den Ausstieg aus dem deutschen Napster-Start hingegen nicht offiziell bestätigen. Sollten sich Napster und EMI nicht einig werden, würden Fans unter anderem auf Titel von Coldplay, Depeche Mode, Herbert Grönemeyer und Robbie Williams vorerst verzichten müssen. Der deutschsprachige Napster-Client soll ab morgen zum Download zur Verfügung stehen. (sha)