Schädliche Hundebilder: Online-Geschwätz übertönt bei Hurrikans Sicherheitsinfos

(Bild: Jeiner Andres HP/Shutterstock.com)
Wenn sich Naturkatastrophen ereignen, sind die auch in sozialen Netzen ein zentrales Thema. Wichtige Informationen werden aber oft von Hundebildern verdrängt.
Wenn Naturkatastrophen zuschlagen und Menschen in sozialen Netzen über Politik streiten oder sich wortreich um Haustiere sorgen, nimmt das Raum ein, der für wichtige Informationen von Behörden gebraucht wird. Das hat ein US-Forschungsteam anhand von Beiträgen auf dem Kurznachrichtendienst X (damals noch Twitter) bestätigt, die während der Hurrikans Harvey, Imelda, Laura und Florence in den USA abgesetzt wurden. So hätten sich 24 der 50 meistdiskutierten Themenkomplexe während des Hurrikans Harvey mit Hunden beschäftigt, die von den starken Fluten betroffen waren. Dagegen sei es in nur sieben um Sicherheitsinformationen für die Öffentlichkeit gegangen. Das sei offensichtlich ein Problem, wenn es darum geht, Menschen darüber zu informieren, wie sie sich schützen können, meint Mitautor Jose Ramirez-Marquez von der Stevens School of Systems and Enterprises [1].
Platz für Hundebilder fehlt Sicherheitswarnungen
Auch bei den anderen Wirbelstürmen seien wichtige Informationen vielfach von Geschwätz verdrängt worden, das sich um Tiere oder Politik gedreht habe. Und dabei handle es sich tatsächlich um ein Nullsummenspiel, denn all "der Sauerstoff", den diese Konversationen online für sich beanspruchten, fehle den "potenziell viel wichtigeren Informationen", um durchzudringen. Es sei wie auf einer lauten Party: Wenn alle laut über Politik diskutierten, macht es das enorm schwer, sich Gehör zu verschaffen, meint Ramirez-Marquez. Dabei geht es in den öffentlichen Bekanntmachungen zu Naturkatastrophen oft darum, wo Hilfe benötigt wird und vielfach sei eine direkte Ansprache an die Betroffenen wichtig. Das werde dadurch erschwert.
Die Studie legt aber auch Wege nahe, um diesem Missverhältnis zu begegnen. So habe man erkannt, dass Beschreibungen der Folgen der Naturkatastrophen mehr Interesse auf sich ziehen. Wenn man solche mit den wichtigen Informationen verbindet, könne man in sozialen Netzwerken potenziell mehr Aufmerksamkeit für letztere erzeugen. Außerdem sei es wichtig, dass sich Behörden und die Politik auf das Wesentliche konzentrieren. Sie sollten sich nicht ablenken und etwa in politische Debatten hineinziehen lassen. Hilfreich wäre es auch, wenn soziale Netzwerke selbst aktiv werden und die staatlichen Informationen bevorzugt verbreiten würden. Regierungen könnten das Problem nicht alleine lösen. Veröffentlicht wurde die Studie [2] im Fachmagazin International Journal of Disaster Risk Reduction.
(mho [3])
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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.stevens.edu/news/when-hurricanes-hit-online-chatter-drowns-out-safety-messaging
[2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212420924006113
[3] mailto:mho@heise.de
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