Neil Postman: Der "Medien-Jeremias" wird 70

Der "Jeremias des Informationszeitalters" hat zurzeit einen neuen Feind der abendländischen Kultur ausgemacht: Die global vernetzte Computerwelt.

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Von
  • Klaus Peeck

Der New Yorker Professor und Bestseller-Autor Neil Postman wird am kommenden Donnerstag 70 Jahre alt. Der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden ist Postman durch seine Warnungen vor der geistigen Verarmung der Menschheit durch die modernen (privaten) Massen-Medien, veröffentlicht unter anderem in seinen Büchern "Die Verweigerung der Hörigkeit", "Das Verschwinden der Kindheit" und – am bekanntesten – "Wir amüsieren uns zu Tode".

Postman, der seine Karriere als Volksschullehrer begann, wird angesichts seiner prophetischen Untergangs-Weissagungen beiderseits des Atlantik als der "Jeremias des Informationszeitalters" gehandelt. Zurzeit hat er einen neuen Feind der abendländischen Kultur ausgemacht: Die global vernetzte Computerwelt. Sinnlich verarmen werde die Online-Gemeinschaft, in der Computer-Shopping, Computer-Studium und Computer-Erotik das "volle Leben" ersetzten – außerdem litten wir an "kulturellem AIDS", weil unser "Immunsystem unter der ungefilterten Informationsflut" zusammenbreche.

Deshalb greift Postman selbst nach wie vor zu Papier und Filzstift, wenn er neue Bücher plant. Und er fordert, Computer "nur zum Programmieren zu verwenden". Auch von den Schulen verlangt er ein Umdenken: Anstatt den Umgang mit Computern zu lehren, solle den Schülern der Respekt vor der Umwelt vermittelt werden und eine Ethik, die auf den Grundsätzen der großen Religionen aufbaue. (klp)