NetID: LogIn-Allianz startet mit 60 Partnerseiten

Als deutsche Antwort auf Facebook und Google will die Industrie-Allianz die Daten der Nutzer selbst verwalten.

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NetID: LogIn-Allianz startet mit 60 Partnerseiten

(Bild: netid.de)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Mit einigen Wochen Verspätung ist die European NetID Foundation nun offiziell an den Start gegangen: Auf 60 Partnerseiten finden Nutzer nun einen hellgrünen Button "Mit netID anmelden". Das Versprechen der Stiftung: Wer den deutschen Login nutzt, muss seine Daten nicht Facebook oder Google überlassen und kann seine Daten zentral auf europäschen Servern verwalten.

Die European NetID Foundation fungiert hier nicht als eigenständiger ID-Anbieter, sondern als Schaltstelle zwischen den verschiedenen teilnehmenden Unternehmen. Wer bereits einen Account bei Web.de, GMX, 1&1, RTL oder 7Pass besitzt, kann seine E-Mail-Adresse als zentralen NetID-Account nutzen, um sich bei derzeit 60 Partner-Websites einzuloggen. Laut Angaben des Verbundes sind somit beim Start bereits 35 Millionen aktive Accounts NetID-fähig.

Zum Start ist die Auswahl der teilnehmenden Partner allerdings noch übersichtlich. Neben den Portalen von United Internet, ProSieben und RTL sind es im Wesentlichen die 50 Websites des Verlagskonglomerats Ippen, auf denen sich NetID bereits einsetzen lässt. In den vergangenen Monaten hatten sich aber bereits viele weitere Interessenten der Allianz angeschlossen, bald folgen sollen die E-Commerce-Websites von Otto.de, Zalando und Conrad, ebenso Medien wie die Süddeutsche Zeitung und die Spiegel-Gruppe.

Um die Nutzer von dem Konzept zu überzeugen, setzt NetID auf Transparenz. Wer sich auf einer Partner-Website erstmals über NetID einloggt, wird zunächst darüber informiert, welche Daten des eigenen Profils an den Anbieter weitergereicht werden sollen - etwa die E-Mail-Adresse, eine Lieferadresse oder das Geburtsdatum des Nutzers. Dabei kann der Nutzer mitunter auch die Weitergabe einzelner Daten verhindern.

Im Anschluss können Nutzer ihre Daten zentral im Portal ihres NetID-Providers verwalten. Ihnen ist es möglich, hier die Verbindung zu den anderen Diensten zu lösen oder zentrale Einstellungen zum Datenschutz zu treffen. Hier setzen die Partner aber augenscheinlich weniger Wert auf Transparenz. Wer zum Beispiel im NetID-Portal von Web.de auswählen will, ob seine Daten auf den verknüpften Websites zur personalisierten Werbung genutzt werden dürfen, muss im Unterpunkt "Kommunikationsprofil" ganz nach unten scrollen, um die Links auf die Einstellungen zu finden. Auch wer Newsletter abbestellen will, muss sich durch diverse Unterpunkte klicken.

Dies ist kein Zufall, denn die Geburtsidee der Stiftung ist es, den hiesigen Unternehmen einen übergreifenden Datenpool zu beschaffen. Anlässlich der Marketing-Messe DMexco beklagten sich Website-Betreiber nämlich über ein "Cookie-Sterben". Immer mehr Nutzer unterdrücken Tracking-Methoden wie Cookies auf ihren Geräten. Insbesondere der Tracking-Schutz von Apples Mobilbrowser Safari macht den auf Werbung angewiesenen Websites zu schaffen.

Widerspricht der Nutzer jedoch nicht, haben die beteiligten Unternehmen die Möglichkeit, ihn über seine NetID-Kennung ohne externe Dienste zu tracken und ihm damit interessebezogene Werbung auszuspielen. Die Werbeindustrie argumentiert, nur so sei es möglich, Dienste kostenfrei anzubieten und den Nutzern bessere und relevantere Werbung anzuzeigen. Wer der personalisierten Werbung widerspricht, bekommt mitunter sogar mehr Werbung angezeigt.

Neben NetID versucht auch der deutsche Dienst Verimi eine ähnliche Allianz aufzubauen. Nach einem holprigen Start hat das Unternehmen, das Branchenschwergewichte wie die Deutsche Telekom, die Deutsche Bahn und Axel Springer als Partner gewinnen konnte, inzwischen eine Werbekampagne zur Gewinnung von Nutzern begonnen. Ein Slogan: "Wer dressiert die Datenkraken? – Das macht mein Verimi." (anw)