Netflix: Mit dem letzten DVD-Versand geht eine Ära zu Ende

Nach mehr als 25 Jahren versendet der Streamingdienst Netflix seine letzten Leih-DVDs – für immer. US-Kunden bekamen zum letzten Mal rote Umschläge.

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Poznan,Poland,-,June,21.2021:,Tv,Television,Netflix,Logo,On

(Bild: Shutterstock.com/MAXSHOT.PL)

Lesezeit: 3 Min.

Viele der Netflix-Kunden kennen nur das Streaming-Modell – gestartet ist das Unternehmen 1998 unter der Führung von Reed Hastings und Marc Randolph jedoch mit dem Verleih von DVDs. Ein Jahr zuvor testeten die beiden ihre Idee, DVDs per Post zu versenden. Das Geschäft wurde am gestrigen Freitag beendet – zum letzten Mal wurden die Film-Scheiben für immer im roten Umschlag versendet, Netflix möchte sie nicht zurückhaben.

Berichten zufolge soll Netflix in den vergangenen 25 Jahren mehr als fünf Milliarden DVDs an seine Abonnenten verschickt haben. Allein zwischen 2007 und 2009 sollen eine Milliarde rote Umschläge in den Briefkästen der Kunden gelandet sein. Nutzer sollen in dem Zeitraum The Verge zufolge den US Postal Service mit dem Rücksenden von täglich 1,6 Millionen DVDs überfordert haben.

Ohne die DVD wäre das Geschäftsmodell in der Form allerdings nicht zustande kommen. Der Vorgänger, die VHS-Kassette, sei den Netflix-Gründern zu anfällig für Schäden und zu groß zur Lagerung gewesen – vom Problem mit dem Zurückspulen mal abgesehen. Geworben hat das Unternehmen damals mit dem Wegfall der Strafgebühren für zu späte Abgabe. Für eine monatliche Gebühr konnte man die DVDs so lange behalten, wie man wollte – erst nach dem Zurücksenden konnte neue Filme ausgeliehen werden.

Netflix habe auf modernste Automatisierungs-Technik gesetzt und auf maschinelles Lernen, "lange bevor es cool war". Der ehemalige technische Leiter von Netflix DVD, Paul Johnson, erklärte, dass man einen Weg finden musste, die Dinge zu automatisieren, weil man nicht in der Lage gewesen sei, mit dem Wachstum Schritt zu halten. Die Maschinen hätten bis zu 4.500 Discs pro Stunde verpackt und für den Versand vorsortiert. Später sei auch die Rücknahme automatisiert worden und schon damals hätten die Maschinen erkannt, wenn eine DVD in einer falschen Hülle zurückgeschickt wurde.

Damit ist es nun aber endgültig vorbei und die Abonnenten müssen ihre letzte DVD-Lieferung demnach nicht zurück an Netflix schicken und dürfen sie behalten. Kunden könnten sich auf der zugehörigen Website für eine Bonuslieferung von bis zu zehn DVDs registrieren, hieß es weiter, Einfluss auf die Inhalte hätte man aber nicht. Mit dem Überraschungspaket spare sich der Streamingdienst nicht nur die Entsorgung, sondern verabschiede sich so von der Kundschaft.

Von einst 16 Millionen Kunden sollen immerhin noch knapp eine Million Nutzer den Dienst bis zuletzt in Anspruch genommen haben. Sicherlich werden einige unter ihnen den unterschiedlichen Sprachen und Tonspuren gegenüber den Streamingdiensten nachtrauern.

(bme)