Neue Corona-Variante: Was von Omikron XE zu erwarten ist

Die rekombinante Sars-CoV-2-Version breitet sich in Großbritannien aus. Sie wächst leicht schneller als Omikron, scheint aber nicht schwerer zu verlaufen.

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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Großbritannien haben eine Corona-Variante sequenziert, die den Namen Omikron XE trägt.

(Bild: Gorodenkoff/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler
Inhaltsverzeichnis

Die stetige Veränderung des Coronavirus lässt sich gut in Form eines Stammbaums darstellen. Führen die genetischen Veränderungen zu einer neuen Variante, die sich durchsetzt, kommt ein neuer Ast hinzu. Manchmal entstehen neue Varianten allerdings nicht allein durch Mutationen, sondern – um beim Naturvergleich zu bleiben – durch das Zusammenwachsen zweier Äste.

Solche sogenannten rekombinanten Varianten entstehen dann, wenn jemand zur selben Zeit mit zwei Varianten infiziert ist und diese ihr genetisches Material austauschen können. Das ist soweit nicht ungewöhnlich - und nicht jede Rekombinante wird dominant.

Mit Blick auf das Coronavirus steht eine von ihnen, die sogenannte XE-Variante, aber seit einigen Wochen unter genauerer Beobachtung. Denn sie wächst aktuell um 12,6 Prozent schneller als die dominante Omikron-Variante (BA.2). Das berichtet die britische Gesundheitsbehörde „Health Security Agency“ (UKHSA) in ihrem neuesten Technischen Briefing vom 8. April. Die XE-Rekombinante entstand durch die Kombination der aktuell dominanten Omikron-Variante (BA.2) und dem weniger verbreiteten Omikron-Subtyp BA.1, mit einem Übergewicht von BA.2.

Großbritannien sequenziert deutlich mehr Proben als alle anderen europäischen Länder und spürt deshalb meist als eine der ersten aufkommende Neuvarianten auf. XE wurde erstmals am 19. Januar in Großbritannien entdeckt und breitet sich bisher hauptsächlich im Osten und Südosten Londons aus. Bis Anfang April wurden 1125 Fälle verzeichnet. Inzwischen wurde XE allerdings auch in Südkorea, Thailand, Indien, Japan und Israel detektiert.

In Deutschland meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) im Wochenbericht vom 21. April erst einen XE-Fall. Die tatsächliche Zahl dürfte wegen der geringeren Sequenzierungshäufigkeit aber höher liegen. Hierzulande kommt laut RKI bisher eine andere Rekombinante aus BA.1 und BA.2 namens XM mit 90 dokumentierten Fällen häufiger vor.

Bisher scheint XE im Vergleich zur dominanten Omikron-Variante (BA.2) keine neuen Symptome zu verursachen, sondern hauptsächlich denselben Mix an Erkältungs- und Verdauungstrakt-Beschwerden. Ebenso wenig scheint XE bisher zu schwereren Verläufen oder einer Zunahme an schweren Fällen zu führen. Experten betonen aber, dass es noch nicht genügend Daten über die Ansteckungsgefahr, Krankheitsschwere oder Impfwirksamkeit von XE gibt.

Bisher stuft die Weltgesundheitsorganisation XE nicht als „besorgniserregende Variante“ ein. Ihre „klinisch epidemiologische und virologische Charakterisierung“ ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) noch im Gange. Auch die britische Gesundheitsbehörde UKHSA will die Ausbreitung erstmal weiter überwachen. Es gilt, herauszufinden, ob die etwas schnellere Ausbreitung – vor allem bei Ungeimpften und Menschen ohne Booster – zu mehr Krankheitsfällen führt, und damit potentiell zu mehr Komplikationen.

Bis jetzt breitet sich Omikron-XE gegenüber Omikron-BA.2 weitaus langsamer aus als Omikron im Vergleich zu Delta. Während zwischen der ersten Omikron-Meldung in England und der kompletten Dominanz dieser Variante – mit 99 Prozent Anteil aller sequenzierten Fälle – gerade mal sechs Wochen vergingen, macht XE auch nach drei Monaten weniger als ein Prozent aller sequenzierten Fälle aus.

Siehe auch:

(vsz)