Neue Glasfaser so robust wie Kupferleitungen

Die nanoStructures-Glasfaser verträgt ihrem Hersteller Corning zufolge Biegebeanspruchung so gut wie Kupferleitungen. Dies könnte Fibre-to-the-Home-Anschlüssen neuen Auftrieb geben.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven-Olaf Suhl
Die Robustheit von Kupferkabeln mit dem Durchsatz von Lichtwellenleitern vereint zu haben, das verspricht der US-Glasfaserhersteller Corning für seine Glasfaser namens nanoStructures fibre. Die Single-Mode-Faser sei für die Verlegung von Hausanschlüssen (Fiber to the Home, FTTH) prädestiniert, da sie sehr enge Biegeradien erlaube und mechanischen Belastungen wie Verdrehen standhalte, ohne dass der Durchsatz nennenswert abfällt.
Zugleich erfülle die nanoStructure-Faser als erste ihrer Art alle Anforderungen der Norm ITU-T G.652 (A-D). Die Nano-Faser sei beim Durchsatz bezogen auf die Leiterlänge der schon erhältlichen, gleichfalls G.652-konformen, mechanisch aber deutlich weniger belastbaren Corning-Faser SMF-28e oder anderen monomodalen Low-Water-Peak-Fasern ebenbürtig. Darüber hinaus genügt die Nano-Faser nach Angaben des Herstellers auch den Vorgaben von ITU-T G.657A und B, die Corning in einem zweiseitigen PDF-Dokument zusammenfasst. Lichtwellenleiter müssen gemäß ITU-T G.657A Biegeradien von 10 mm, nach G.657B gar von 7,5 mm aushalten, aber nicht notwendig G.652-konform sein.
Fasern gemäß G.657 sind für kurze Distanzen bestimmt, auf denen Dispersionsverluste eher in Kauf genommen werden können (zum Beispiel in Verteilern zur Versorgung einzelner Wohnquartiere), als bei der Verlegung über weite Strecken. Schon auf dem Markt erhältliche Fasern, die Biegeradien von deutlich unter 7,5 mm verkraften, bezeichnet Corning als "exotische" Konstruktionen, beispielsweise Hole-assisted-fiber (HAF), doch erfülle HAF weder G.652 noch alle G.657B-Kriterien.
Der US-Telecomanbieter Verizon will Corning zufolge mit der Nano-Faser sein FiOS getauftes Angebot von Glasfaser-Hausanschlüssen mit bis zu 50 MBit/s im großen Stil ausbauen. Sollte die Nano-Faser das aushalten, was der Hersteller verspricht, würde der Aufbau von FTTH-Netzen erheblich kostengünstiger. VDSL-Angeboten über Kupferzweidrahtleitungen wie dem der Deutschen Telekom könnte eine ernst zu nehmende Konkurrenz erwachsen.
Offiziell vorstellen will Corning die nanoStructure-Fasern erst auf der FTTH Conference, die am 30. September in Orlando beginnt. Dann will der Hersteller weitere technische Details preisgeben. Corning beabsichtigt, die Nano-Fasern noch vor Ende 2007 auf den Markt zu bringen. Zu welchem Preis die Nano-Faser verfügbar sein wird und ob sie sich mit Heimwerkerhänden ähnlich unproblematisch verlegen lässt wie Polymerfaser (Polymer Optical Fiber, POF), ist noch nicht bekannt. Laborversuche versprechen für POF einen Durchsatz im Gigabit-Bereich, und zumindest bislang gelten POF-Produkte für Heimanwender als preiswerter und einfacher zu verlegen als Glasfasern und Kupferkabel. (ssu/c't) /