Neue Wettersatelliten: Schärfere Augen am Firmament

Zwölf neue europäische Satelliten sollen die Wettervorhersage präziser machen. Sechs Milliarden Euro sollen dazu von 2020 bis 2040 investiert werden - das ermögliche es sogar, Gewitter vorherzusagen.

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Neue Wettersatelliten: Schärfere Augen am Firmament

(Bild: DWD)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robert Maus
  • dpa
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Meteorologen richten ihren Blick bei der Wettervorhersage immer weiter in die Zukunft. "Alle zehn Jahre gewinnen wir einen Vorhersage-Tag. Heute können wir das Wetter acht bis neun Tage voraussagen", sagt Hans-Joachim Koppert, der Leiter des Bereichs Vorhersage beim Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.

Koppert ist zuversichtlich, dass die Präzision der Wettervorhersage weiter zu steigern ist. Grund dafür sind milliardenschwere Pläne des in Darmstadt sitzenden Satellitenunternehmens Eumetsat (Europäische Organisation für die Nutzung meteorologischer Satelliten): Von 2020 an sollen leistungsfähigere Wettersatelliten in den Orbit gebracht werden. Diese sollen den DWD mit einer Fülle neuer Daten versorgen.

Koppert stellte die Pläne am Mittwoch mit dem Chefwissenschaftler von Eumetsat, Kenneth Holmlund, vor: Neben der verbesserten Wettervorhersage sollen die neuen Satelliten auch für mehr Sicherheit sorgen. So könnten sie ermöglichen, Unwetter schon während ihrer Entstehung zu registrieren und damit eine frühere Warnung für den Flug- und Schiffsverkehr ermöglichen, wie Koppert sagte. Aber auch für die Berechnung langfristiger Klimamodelle sollen die Daten der neuen Satelliten der Typen Meteosat und Metop eingesetzt werden.

Eumetsat will von 2020 an rund sechs Milliarden Euro investieren, um insgesamt zwölf Satelliten in den Weltraum befördern zu lassen. Laufen soll das Projekt bis 2040. Das Unternehmen wird von 30 europäischen Ländern finanziert. Der DWD-Beitrag für Deutschland beträgt 20 Prozent, also rund 1,2 Milliarden Euro für den kompletten Projektzeitraum.

Der Zeitpunkt für die Vorstellung der neuen Wettersatelliten war geschickt gewählt – denn vor 50 Jahren empfing der DWD erstmals Wetterdaten eines Satelliten und revolutionierte damit die Vorhersage in Deutschland. Seit dieser Zeit werden immer neuere und leistungsfähigere Satelliten eingesetzt, etwa 36 liefern heute die Daten für die Wetterdienste in Europa.

"Mit den Satellitenbildern ist es uns gelungen, die Qualität der Wettervorhersage deutlich zu verbessern", sagt Koppert. Er macht aber auch deutlich, dass auf konventionelle Systeme wie Bodenstationen und Wetterballons nicht verzichtet werden könne. "Die brauchen wir auch, um die Satelliten zu kalibrieren", ergänzte DWD-Experte Jörg Asmus.

Vor 50 Jahren lieferten die Satelliten noch zwei Bilder am Tag, in denen Wetterfronten von den Mitarbeitern noch per Hand eingezeichnet werden mussten. Die Datenmenge bewegte sich im 100-Kilobyte-Bereich, wie Asmus erklärte. Heute liefern die hochmodernen digitalen Weltraum-Augen täglich ein Terabyte an Wetterdaten.

Die Wettervorhersage speist sich so mittlerweile zu etwa 90 Prozent aus den Satellitendaten. Koppert geht davon aus, dass der Anteil weiter steigen wird, sobald die neuen Satelliten in der Umlaufbahn ihren Dienst tun. Der DWD könnte dann in der Lage sein, das Wetter zehn Tage im Voraus zu prognostizieren. (jk)