Neuer Audiochip mit über 10.000 MIPS

Unter dem Namen "X-Fi" präsentiert Sound-Spezialist Creative einen neuen Hochleistungs-DSP, der als Nachfolger des Audigy-Chips die gesamte Konkurrenz in die Schranken weisen soll.

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Von
  • Nico Jurran

Unter dem Namen "X-Fi" präsentiert Sound-Spezialist Creative einen neuen Hochleistungs-DSP, der als Nachfolger des Audigy-Chips die gesamte Konkurrenz in die Schranken weisen soll -- einschließlich Intels High Definition Audio (HDA). Sind auf Creatives aktuellem Audigy-Chip noch 4,6 Millionen Transistoren verbaut, kommt der neue Prozessor laut Hersteller auf 51,1 Millionen Transistoren. Damit schlägt er in dieser Hinsicht einen 1,5-GHz-P4 der ersten Generation (42 Millionen Transistoren) und bleibt nur leicht hinter einem 2,4-GHz-P4 der zweiten Generation (55 Millionen Transistoren) zurück. Die Rechenleistung des X-Fi gibt Creative unter Bezug auf Messungen von Auctronic Computers mit 10.340 MIPS (Million instructions per second) an, womit der (passiv gekühlte) Chip sogar einen P4E 560 mit 3,6 GHz (10.224 MIPS) in den Schatten stellen soll. Allerdings sollte man dabei beachten, dass es sich bei dem X-Fi eben um einen programmierbaren DSP handelt. Der Vergleich mit dem Audigy-Chip, der laut Creative gerade einmal auf 424 MIPS kommt, ist allerdings schon recht beeindruckend.

Erreichen soll der X-Fi-Prozessor diese Leistung vor allem durch eine neuartige Architektur, auf die Creative bereits ein Patent angemeldet hat: Sie ist als "Audio Ring" ausgelegt, bei dem jedes Verarbeitungselement (wie Filter, Mixer, Audio-I/O) Audiodaten aus dem Signalstrom herausnehmen und wieder in den Signalstrom hineingeben kann. Auf diese Weise soll sich jedes Signal an jeden Ort des Prozessors lenken lassen. Laut Creative verarbeitet der Audio Ring als Bussystem bis zu 4096 Audiokanäle -- wobei es allerdings nicht nur um Kanäle der Mixkonsole dreht, sondern auch um solche, die beispielsweise als interne Signalwege für Reverbs, Dynamik- und Effekt-Prozessoren benötigt werden.

Ab Werk arbeitet der Chip in drei verschiedenen Modi für den Einsatz bei Spielen, im Heimkino und bei der Musikerschaffung. Die passenden Programme werden dabei jeweils in den DSP eingeladen, wobei die dabei auftretenden Verzögerungen praktisch nicht zu merken sein sollen. Zu jedem Modus erhält der User auch eine eigene Oberfläche, mit denen er die für den jeweiligen Anwendungsfall interessanten Parameter einstellen kann. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass der Anwender beispielsweise keinen Ton mehr hört, wenn er im Heimkino-Modus ein Computerspiel spielt. Ihm stehen dann aber eben nicht alle Soundeffekte des Spiele-Modus zur Verfügung. Wohl im Hinblick auf die teilweise etwas doppeldeutigen Äußerungen bezüglich Samplingraten in der Vergangenheit legt Creative beim X-Fi im Gespräch mit heise online zudem Wert auf die Feststellung, dass der neue Soundchip zwar die Samplingraten-Konvertierung beherrscht, auf diese aber nicht zurückgreifen muss, da er jede der üblichen Samplingraten bis hinauf zu 384 kHz bei 24 Bit Auflösung direkt unterstützt.

Doch was bringt der neue Audiochip denn nun in der Praxis? c't hatte bereits die Gelegenheit, auf einem Testsystem den Prototypen einer X-Fi-Soundkarte probezuhören. Begeistern konnte dabei vor allem der so genannte "CMSS-3DHeadphone-Modus", bei dem der X-Fi fünf parallel eingespeiste PCM-Audiodatenströme so bearbeitete, dass über einen gewöhnlichen Stereo-Kopfhörer ein voller Raumeindruck entstand: Als Zuhörer hatte man den Eindruck, die Beispielaufnahmen über eine reale Surround-Anlage mit drei Frontlautlautsprechern (Links, Center, Rechts), zwei seitlich angeordneten Surround-Lautsprechern und zwei hinten rechts und links stehenden Surround-Lautsprechern zu hören. Die virtuellen Lautsprecher schienen dabei tatsächlich im Raum positioniert, waren also komplett vom Kopfhörer gelöst. Auch wenn dem System keine komplette 360-Grad-Abbildung gelang, da es an der Simulation eines direkt hinter dem Hörer stehenden Lautsprechers mangelte, war das Ergebnis überaus beeindruckend und stellte alle bisherigen Virtual-Surround-Systeme für Kopfhörer in den Schatten. Ein ähnliches System soll ebenso für Stereo-Lautsprecher-Konfigurationen verfügbar sein.

Nach Angaben von Creative funktioniert CMSS-3D mit allen mehrkanaligen Quellen, darunter beispielsweise Soundmaterial von Video- und Audio-DVDs oder aus Computerspielen, die das Spiele-Sound-System EAX unterstützen. Apropos EAX: Laut Creative bildet der X-Fi-Chip auch die Grundlage für das gleichzeitig angekündigte EAX Advanced HD 5.0. Angaben, wann und zu welchem Preis Soundkarten mit dem neuen Soundchip auf den Markt kommen, machte Creative bislang noch nicht. (nij)