Schneller in die Cloud: EWE und DE-CIX nehmen Internetknoten in Betrieb

Seit 15 Jahren engagiert sich der DE-CIX, mit Partnern regionale Internetknoten aufzubauen. Am Donnerstag wurde einer in Oldenburg in Betrieb genommen.

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EWE TEL-Geschäftsführer Norbert Westfal (von links), DE-CIX-CTO Dr. Thomas King und EWE TEL-Geschäftsführer Jens Knobloch nahmen den Nordwest-IX am Donnerstag in Betrieb.​

EWE TEL-Geschäftsführer Norbert Westfal (von links), DE-CIX-CTO Dr. Thomas King und EWE TEL-Geschäftsführer Jens Knobloch nahmen den Nordwest-IX am Donnerstag in Betrieb.

(Bild: mki / heise online)

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Für Unternehmer ist es eine alte Weisheit: Gute Vernetzung ist das A und O. Und weil im Business-Umfeld immer mehr auf Cloudanwendungen gesetzt wird, erstreckt sich der Wunsch nach besserer Vernetzung zunehmend auch in die digitale Welt. In Oldenburg wurde dazu am Donnerstag von der EWE in Zusammenarbeit mit dem DE-CIX ein neuer Internetknoten in Betrieb genommen: der Nordwest-IX.

In einem ersten Schritt ist der neue Interconnection-Punkt, der im Rechenzentrum der EWE in Oldenburg beheimatet ist, mit 2x100GE an den nächstgelegenen Knotenpunkt des DE-CIX in Hamburg angebunden, erklärte Dr. Thomas King, Chief Technical Officer beim DE-CIX in Frankfurt am Main auf Anfrage von heise online. Dies sei ein erster Schritt. Weitere Verbindungen zum zentralen Knoten in Frankfurt (am Main), nach Amsterdam oder Düsseldorf seien denkbar. "Wir können schnell reagieren." Der neue Knoten bietet aktuell 40x100 G Ports und hat eine Switching-Kapazität von 1,5 TBit/s.

Für den Nordwesten und die EWE als Telekommunikationsanbieter ist freilich schon die erste Ausbaustufe ein großer Meilenstein, betonte Norbert Westfal, Geschäftsführer von EWE TEL. Unternehmen könnten nun direkte und kontrollierbare Netzwerkverbindungen zu Cloudanbietern wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google oder SAP aufbauen. Und auch untereinander im Nordwesten seien die Datenpakete künftig deutlich zügiger unterwegs. Zwischen Aurich und Bremerhaven werde nur noch ein Siebtel der Zeit benötigt, sagt Westfal unter Berufung auf eigene Berechnungen – der große Umweg über Frankfurt, den die Daten bislang nahmen, entfalle künftig.

Bundesweit betrachtet, ist der neue Knoten im Nordwesten ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg, die zwölf größten Metropolregionen abzudecken, erklärt DE-CIX-CTO King. Neun haben jetzt schon eigene Knoten. Erst im April dieses Jahres wurde der HAN-CIX in Hannover eröffnet. ‌Der dortige Internetknoten ist im Rechenzentrum der Firma Grass-Merkur angesiedelt. Der neue Knoten in der Nordwestregion erreiche 3,5 Millionen Haushalte, ergänzt Westfal. Ähnlich bezifferte der DE-CIX im April den Radius des HAN-CIX mit 3,9 Millionen.

Erste Gespräche mit der EWE in Oldenburg gab es vor fünf Jahren, erinnerten sich King und Westfal. Seit zwei Jahren wird konkret geplant. In der Einweihungsfeier mit geladenen Gästen aus der Wirtschaft fielen auch Begriffe wie Internet of Things, Smart Cities und Telemedizin – nicht zuletzt tragen regionale Knoten, die untereinander vernetzt sind, aber auch zur Dezentralisierung und Ausfallsicherheit des Netzes bei. Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der seinen Besuch kurzfristig absagen musste, ließ ausrichten, dass sichere Verbindungen zu Cloudanbietern mit niedriger Latenz in zunehmendem Maße auch ein Standortvorteil seien. Dem stimmt Westfal zu: Der Nordwest-IX sei ein "nachhaltiger Gewinn für wirtschaftliche Ansiedlungen".

Der rote Knopf, der schließlich von den beiden EWE TEL-Geschäftsführern zusammen mit dem DE-CIX-Vorstandsmitglied betätigt wurde, hatte noch eine ganz andere Latenzzeit. Denn er war, wie Westfal anmerkte, weder kabelgebunden noch kabellos mit einem Server verbunden. Tatsächlich sei aber mit dem Knopfdruck der erste Traffic über den Nordwest-IX geleitet worden – ausgelöst von einem Mitarbeiter, der mit Notebook im Saal saß.

(mki)