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Neuer Radeon-Treiber mit Auto-OC und Game-Streaming-Funktionen

| Benjamin Kraft

AMD erweitert seinen Radeon-Grafiktreiber um Stromsparfunktionen und automatisches Übertakten. Per App kann man nun im Heimnetz von Mobilgeräten aus Spielen.

AMD stellt am Donnerstag das jährliche Feature-Update für seinen Radeon-Grafiktreiber für Windows vor. Dabei stehen dieses Jahr nicht Performance-Verbesserungen, sondern neue Funktionen im Vordergrund. Vielleicht bleibt aus diesem Grund auch der Name gleich, die Software heißt weiterhin Adrenalin Edition. Die erste Ausgabe der runderneuerten Radeon-Software hieß 2015 Crimson Edition.

Radeon Game Advisor

Der Game Advisor macht Vorschläge, um die Spiele-Performance oder die Bildqualität zu erhöhen.

Für weniger versierte Nutzer bringt die Bedienoberfläche der Radeon-Software einige neue Funktionen mit. Der Game Advisor soll Einsteigern eine Hilfestellung geben, um Spiele für ihre Hardware zu optimieren. Per Radeon-Overlay im Spiel aufgerufen, analysiert er die Performance und gibt Tipps, mit welchen Einstellungen das Spiel flüssiger laufen oder – bei ausreichender Performance-Reserve – besser aussehen würde. Spannend: Er misst im Spiel nicht nur die durchschnittliche Framerate über eine Minute hinweg, sondern auch die mittlere Frame-Time in ms. So kann man bequem die Auswirkung verschiedener Einstellungen überprüfen.

Radeon Game Advisor Frame Times

Per Radeon Overlay aufgerufen, misst der Game Advisor die Auswirkung von Einstellungen im Spiel.

Der Settings Advisor ist Bestandteil der Treiber-Bedienoberfläche. Er prüft eine Reihe von Einstellungen und schlägt daraufhin vor, Funktionen wie Radeon Chill, FreeSync oder VSR (Virtual Super Resolution) global für alle Spiele einzuschalten.

Der Radeon Upgrade Advisor

Der Radeon Upgrade Advisor soll zeigen, ob die Hardware die Mindest- oder die empfohlenen Systemanforderungen eines Spiels erfüllt.

Der Upgrade Advisor scannt die Spielesammlung und versucht eine Einschätzung zu geben, ob die Hardware zum Spiel passt, also die Mindest- oder die empfohlenen Systemanforderungen erfüllt. Das Ergebnis wird nach dem Ampelprinzip angezeigt. Via Ausklappmenü zeigt der Upgrade Advisor für GPU und CPU an, wie andere Produkte aus dem AMD-Portfolio stattdessen abschneiden würden.

Erfahrenere Nutzer dürfen wie gehabt per WattMan GPU und Speicher übertakten, und zwar entweder global oder individuell für jedes Spiel. Mit dem neuen Treiber kann man das mit einem Klick auch automatisch erledigen lassen oder alternativ versuchen, die Effizienz zu steigern, indem man die automatische Spannungsreduzierung anschaltet. So soll man aus der jeweiligen GPU das Optimum herausholen können. Kombinieren lassen sich die Optionen nicht. Sie stehen sowohl in der Treiber-Oberfläche als auch im Radeon-Overlay zur Verfügung.

Wer lieber selbst Hand anlegt, passt die DPM-States (Leistungszustände) der GPU bei Vega-Grafikkarten jetzt auch manuell an. So kann man für jeden der acht Leistungszustände eine Kombination aus Taktrate und Spannung definieren und eine individuelle Leistungskurve erzeugen. Zudem will AMD den Algorithmus für Radeon Chill überarbeitet haben. Diese Funktion deckelt die Bildrate in Spielen, um so die Leistungsaufnahme, die Abwärme und damit das Betriebsgeräusch des Lüfters zu verringern. Apropos: Für den Lüfter lassen sich nun auch temperaturabhängige Drehzahlkurven anlegen.

WattMan erlaubt nun nicht nur automatisches Übertakten von GPU oder Spiecher, sondern auch GPU-Undervolting.

WattMan erlaubt nun nicht nur automatisches Übertakten von GPU oder Spiecher, sondern auch GPU-Undervolting.

FreeSync 2 bekommt mit dem neuen Treiber GPU-basiertes automatisches Tone-Mapping in HDR-Spielen. Das soll eine detaillierte Darstellung ermöglichen, etwa wenn man aus einer dunklen Höhle ins Sonnenlicht draußen blickt.

Virtual Super Resolution (VSR) steht nun auch für Displays im 21:9-Format zur Verfügung. Ist dieses Feature aktiviert, berechnet die GPU eine Szene intern mit einer höheren Auflösung, rechnet sie dann aber für die Ausgabe auf den Bildschirm auf die gewählte Auflösung herunter.

Die App AMD Link für iOS- und Android-Geräte bekommt ebenfalls neue Fähigkeiten. So kann man viele der erwähnten Tuning-Funktionen über die App vornehmen. Außerdem lernt sie einige Sprachbefehle, etwa "Radeon, start benchmark" oder "Radeon, start streaming". Vorerst versteht die App nur Englisch, Kantonesisch und Mandarin, andere Sprachen sollen folgen.

Für viele Nutzer ein spannendes Feature ist die Möglichkeit, Spiele via AMD Link vom Rechner im Heimnetz aufs Tablet oder Smartphone im zu streamen und dort zu spielen. AMD verspricht, dass dies mit bis zu 4K bei 60 Hz und einer Latenz von 70 ms gelingen soll. Die Steuerelemente werden dabei auf dem Display eingeblendet, ähnlich wie man es von direkt für Mobilgeräte entwickelten Spielen kennt. Die Anzeige des Spielerechners kann dabei ausgeschaltet bleiben.

Außerdem unterstützt die Adrenalin Edition 2019 auch Streaming auf kabellose Headsets, die mit SteamVR kompatibel sind. Unterstützt wird eine Auflösung von bis zu 1400 x 1400 Pixeln. Konkret nannte AMD HTCs Vive Focus, Samsungs Gear VR, die Oculus Go und und Googles Daydream. Dafür wird allerdings ausdrücklich ein 5-GHz-Netz im 802.11ac-WLAN empfohlen. Zur Steuerung soll ein Bluetooth-Controller zum Einsatz kommen, etwa der XBox-360-Controller.

Der neue Radeon-Treiber mit der Versionsnummer 18.12.2 steht ab sofort bei AMD zum Download [1] zur Verfügung.

Update: Klarstellung, dass das Spiele-Streaming nur im Heimnetz funktioniert.

Update 2: AMD hat in einer Mail mitgeteilt, dass Oculus-Geräte nicht wie ursprünglich von AMD behauptet mit der Software ReLive for VR kompatibel sind. Zitat:

"Da die Radeon ReLive for VR-Software sowie die drahtlose Streaming-Funktion Steam VR benötigen, entspricht sie nicht den Anforderungen des Oculus Store und unterstützt daher keine Oculus Geräte." (bkr [2])


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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.amd.com/de/support
[2] mailto:bkr@heise.de