Neues Digital-Studio in Babelsberg: Die Filme werden "begehbar"

Erst kamen zum Film der Ton, dann die Farbe und schließlich die 3D-Brillen. Doch künftig soll der Zuschauer auch selbst in die Filme "hineingehen" können.

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Neues Digital-Studio in Babelsberg: Die Filme werden "begehbar"

(Bild: Volucap GmbH (Screenshot aus Video))

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Von
  • dpa

Das Studio Babelsberg hat ein Filmstudio für "begehbare Filme" eröffnet. In dem 170 Quadratmeter großen Studio werden Schauspieler und Objekte mit 32 Kameras von allen Seiten eingescannt und können somit in realen und virtuellen Welten platziert werden. Die Zuschauer können mit Virtual-Reality (VR)-Brillen diese Szenen "betreten" und die Akteure und Objekte aus allen Blickwinkeln betrachten. Nach Angaben des Studios Babelsberg ist es das erste volumetrische Studio auf dem europäischen Festland. Ein ähnliches Studio gebe es bereits in Großbritannien.

"Jetzt werden in Babelsberg Filme produziert, in die wir im wahrsten Sinne des Wortes eintauchen können", sagte Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) zur Eröffnung. Das Land fördert mit rund zwei Millionen Euro die Hälfte der Investition.

Als erste Schauspielerin testete Emilia Schüle ("Ku'damm 59") das neue Verfahren. Die Schauspielerin steht in einer schneeweißen Rotunde des volumetrischen Videostudios und wird von den in der Wand eingelassenen Kameras aus 32 Blickwinkeln gefilmt. Die hologrammartigen Darstellungen der Schauspielerin lassen sich wie Computer-Modelle bearbeiten und dann in Filmszenen platzieren.

"Es fühlt sich an, als wären Sie mit den Schauspielern in einem Raum", beschrieb Sven Bliedung, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft VoluCap GmbH, die Wirkung auf die Zuschauer. "Bislang konnte man sich innerlich noch so sehr in eine Filmszene hineinversetzen – man blieb am zweidimensionalen Bildschirm gefangen", sagte Bliedung. "Aber wenn sich der Bildschirm auf uns zu bewegt und mit uns interagiert – das ist die Magie der Virtual Reality."

Noch sind die Bilder in den "begehbaren Filmen" etwas unscharf. "Das wird sich aber spätestens innerhalb des nächsten Jahres auf Spielfilmqualität verbessern lassen", sagte Bliedung. Für die Aufführungen muss der Zuschauer aus seinem Sessel aufstehen und sich bewegen können, ohne mit den anderen Zuschauern zu kollidieren. "Bei uns haben wir dafür einen Boxring aufgebaut, um Unfälle zu vermeiden", sagte der zuständige Abteilungsleiter des Fraunhofer Heinrich Hertz Instituts, das die Basistechnologie entwickelt hat. "Im Film bauen wir virtuelle Absperrgitter auf, die die Zuschauer vor Kollisionen warnen", sagte Ingo Feldmann.

Die Technologie lässt sich auch für Industriefilme etwa in der Medizin- und Automobilbranche sowie bei der Produktion von Computerspielen einsetzen. Die gefilmten Schauspieler und Objekte lassen sich zudem auch bei der Technik der sogenannten Augmented Reality ("erweiterte Realität") einsetzen. Dabei kann der Nutzer die Figur etwa auf dem iPad in eine real gefilmte Szene einsetzen und ohne VR-Brille das abgefilmte Objekt von allen Seiten betrachten.

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(tiw)